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Liebe Freunde und Leser unserer Reisenotizen, inzwischen sind wir bereits mehrere Wochen zuhause und wie versprochen gab es noch Tagebucheinträge zu vervollständigen. Es wurden folgende Einträge hinzugefügt bzw. ergänzt: 16.01.2010 Der Bericht über die Zeit in Cape Town 13.- 21.12.2009 Unsere Rundreise im Damaraland/Namibia Alle, die unser Tagebuch verfolgt haben, grüßen wir auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich. Eure Rückmeldungen schon während unserer Reise haben uns beflügelt, möglichst zeitnah „Meldung zu machen“ von unseren Erlebnissen. Es war wirklich toll zu wissen, dass es da Menschen gibt, die mit uns mitfiebern und uns von zuhause aus bei unseren Vorhaben unterstützen. Uns hat es auch sehr viel Spaß gemacht, unsere Erlebnisse mit Euch zu teilen. Es war nicht immer leicht, nach einem ausgefüllten Tag auch noch die Erlebnisse niederzuschreiben, Fotos auszusuchen und dann auch noch nach Deutschland zu schicken. Letzteres war meistens der abenteuerlichste Teil daran. Manches Mal saß Uli am einzigen PC einer Lodge (also deren Arbeits-Gerät) und durfte dort seine Daten nach Deutschland schicken. Völlig unkompliziert dort den USB-Stick einlegen und die Daten per Email versenden. In Deutschland wäre das allein aus sicherheitstechnischen Gründen wohl undenkbar. Und dann manchmal 2-5 MB Daten über eine normale Modemverbindung (56K) schicken, das war wirklich abenteuerlich und für uns Highspeed-Europäer schon so weit weg, obwohl es vielleicht gerade mal 10 Jahre her ist, dass auch die 56 K-Leitung bei uns Standard war. Also nochmals danke für alles Mittragen und Mitreisen in Euren Gedanken. Bis zum nächsten Mal, wann immer das auch ist. Eure Christina & Hans-Uli Strohm
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Freitag, 4. Dezember: Heute ist der Tag, an dem es für
unseren Abreisetag ein deutsches Wort gibt: übermorgen! Unglaublich. Seit
Wochen arbeiten wir auf diesen Moment hin und oft war es durch die
Vereinsgründung und die vielen Vorhaben auf der Reise wirklich mehr
arbeiten als nur drauf zu warten. Aber Zeit ist unerbittlich und
zuverlässig zugleich. Sie läuft ihre Bahn und nimmt uns mit oder lässt uns
zurück, je nachdem. Die Aufregung steigt ins Unermessliche. Es gibt noch
soooo viel zu tun bis "übermorgen" und irgendwie fehlt gerade noch der
Plan, wie das Viele in die knapp 54 Stunden bis zur Abfahrt zum Flughafen
noch passen soll. Der gestrige Tag war geprägt von Einkäufen der leichten
Art. Leicht aber etwa nicht, weil es kein Problem gewesen wäre, was zu
finden. "Leicht" war das Hauptkriterium für die Auswahl der Mitbringsel.
Na ja, es gibt schon manches, was darunter fällt, z.B. für die Kinder
Frigeo-Brause oder kleine UNO-Kartenspiele oder kleine Leuchtsterne. Aber
es ist auch beliebig schwierig mit der Maßgabe Sinnvolles zu finden, noch
dazu für viele Menschen, die man noch gar nicht kennt. Es ist einfach
ärgerlich. Die Fluglinie Namibia Air hat uns jegliches kostenfreie
Übergepäck (also mehr als 20 kg pro Person) mehrfach abgelehnt. Nichts von
all den Argumenten zählte: nicht der Verein und sein Anliegen, nicht Ulis
schwere Fotografie-Ausrüstung (sind schon fast 20 kg allein), nicht die
lange Reise, gar nichts. Nicht einmal die Anfrage, uns für einige Kilos
einen Sonderpreis zu gewähren, wie von Lufthansa z.B. praktiziert, wurde
positiv beantwortet. Und auch die kritische Anfrage, warum jeder Golfer
oder Kopftrophäenjäger ohne weiteres seine Hobby-Ausrüstung mit jeweils 15
kg zusätzlich kostenfrei mitnehmen darf, hat nicht zum Ziel geführt.
Gewehre und Golfschläger schon, Hilfsgüter und Fotoausrüstung, auch nicht
die erwähnte Wanderausrüstung, das alles zog nicht. Frustrierend. 20 kg
sind wirklich nicht viel, wenn der Koffer schon mal min. 3-4 kg wiegt...
Aber davon lassen wir uns jetzt nicht unterkriegen. Wir werden packen und
sehen, was passiert. Etwas der afrikanischen Gelassenheit, die wir dort
wieder lernen werden in den kommenden Wochen, schlägt schon auf hier durch
und vermittelt uns: step by step, jetzt dies, dann das, dann schau 'mer
mal. Also, in diesem Sinne, auf in den Tag und sehen, wie viel möglich
sein wird. Und sich darauf freuen, dass morgen schon "morgen" ist und
zugleich auch das Wort, mit dem dann unser Abreisetag benennbar ist. |
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Samstag, 5. Dezember: Weihnachten ist überall Gerade habe ich mit Jutta telefoniert. Die war irgendwie komisch, klang fast ein bisschen sauer. Sie meinte, ich könnte Weihnachten ruhig mal hier bleiben, damit wir das große Fest mal gemeinsam feiern könnten. Wäre doch schließlich der Sinn von Weihnachten, gemeinsam die Geburt Jesu Christi zu feiern. Mhmm, ich habe versucht, ihr klar zu machen, dass ich nicht speziell wegen Weihnachten weg fliege oder gar flüchte nach Südafrika, dass es sich halt wegen der Jobs so ergeben hat. Hat sie aber irgendwie nicht so überzeugt. Na ja, ist ja auch nur die halbe Wahrheit. Hat sich zwar wirklich deshalb so ergeben, aber mittlerweile bin ich froh, dass Afrika unser festes Reiseziel über Weihnachten geworden ist. Seit Uli und ich regelmäßig nach Afrika gehen, sind wir irgendwie etwas geerdeter als vorher. Auch wenn wir vorher schon wussten, dass es uns hier in Deutschland super gut geht, so ist es uns dort vor Ort, wo das existenzielle Elend allgegenwärtig ist, doch noch viel deutlicher geworden. Oder sagen wir mal erfahrbar und mit den Händen greifbar. Diese Erkenntnis ist uns mittlerweile mehr wert als jedes andere materielle Weihnachtsgeschenk. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum wir immer wieder hinreisen über Weihnachten. Es ist auch die Lebensfreude der Menschen dort, die aus wenig oder sogar aus nichts was machen. Und die man nie jammern hört. Die sich über jede Kleinigkeit freuen können. Besonders aber über menschliche Nähe und das Interesse, das wir ihnen entgegen bringen. Unsere Wertschätzung, unser Respekt vor ihrer Tradition und der so ganz eigenen Kultur, die uns manchmal völlig fremd und unverständlich ist, bedeutet ihnen sehr viel. Weil sie spüren, dass sie so wie sie sind, wahr genommen werden, dass wir uns an ihnen freuen und dem, was sie uns zu geben und zu schenken haben. Ist das eigentlich nicht der wirkliche Sinn von Weihnachten, habe ich mich letztes Jahr gefragt, als wir dort am Weihnachtstag im Kreis rund um den Tisch standen ? Ist Jesus nicht genau deshalb in die Welt gekommen, damit wir Liebe, Wertschätzung und Anerkennung erfahren, genau so wie wir sind ? Und so werden wir immer wieder total bereichert durch ihre Offenheit, ihre Herzlichkeit und kommen mit übervollem Herzen aus Afrika zurück. Eigentlich fahren wir ja dahin, um den Menschen dort zu helfen. Dann aber erleben wir, wie im Grunde eher uns geholfen wird. Und immer wieder, wenn mir das klar wird, wünschte ich mir, ich könnte Jutta und alle unsere anderen Freunde über Weihnachten mit nach Afrika nehmen ...
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Sonntag, 6. Dezember: Nach zwei langen Tagen und Nächten mit packen und alles fertig machen, sitzen wir jetzt endlich am Gate und warten darauf, dass wir in den Flieger steigen dürfen. In 20 Minuten geht´s hoffentlich los. Noch einen langen Nachtflug mit 10 Stunden Flugdauer und dann sind wir endlich wieder in Afrika, unserem roten Kontinent. Erwartungsgemäß gab es
Probleme mit unserem Gepäck. 20 kg Gepäck pro Person sind wirklich ein
Witz. Selbst die Vorabklärung von Christina hat nichts gebracht. Kein
einziges Kilo zu extra Konditionen. So haben wir am Schalter verhandeln
müssen und doch letztendlich bezahlt. Jagd- und Golfgepäck darf man 15 kg
extra ohne Gebühr mitnehmen. Aber für unser "Hilfsgepäck" gibt es keinen
Sonderpreis. Es ist schade, weil man durch den Trouble, von dem man ja schon im Vorfeld weiß, richtig unter Druck kommt. Und leider gehören wir nicht zu der Einkommensklasse, die ohne mit der Wimper zu zucken, Hunderte von Euro einfach für Gepäck löhnen kann. Auf jeden Fall freuen wir uns auf einen hoffentlich angenehmen Flug und endlich bald dort zu sein. Frei nach Hakuna Matata - Keine Probleme hoffentlich ...
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Montag, 7. Dezember: Wir sind in Afrika !!! Jetzt ist es tatsächlich wahr geworden. Wir sind wieder in unserer „2. Heimat“. So fühlen wir uns, wenn wir auch noch nicht richtig angekommen sind. Körperlich sind wir natürlich hier aber unser Geist hat Verspätung. Wenn wir jetzt mal die erste ganze Nacht geschlafen haben wird sich das hoffentlich ändern und auch der hier eintreffen. Der Flug war sehr gut. Der Flieger halb leer und deshalb hatten wir Platz uns auszubreiten. Christina hat fast die ganze Nacht geschlafen und auch Uli hat mindestens ein paar Stunden Schlaf abbekommen. Gepäck und auch Auto haben uns pünktlich erreicht. So konnten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Namibias machen. Schon die ersten 40 km von Flughafen bis in die Stadt haben uns wirklich unsere Sehnsucht das ganze Jahr über spüren lassen. Ja, wir haben es vermisst, die Weite, die Wärme, die Kameldornakazien - der typische afrikanische Baum mit weit ausladender Krone. Da lacht das Fotografenherz. Im Hotel konnten wir heute morgen schon um 10:00 Uhr unser Zimmer beziehen. Das war toll, so konnten wir gleich ein kleines Nickerchen machen. Heute Mittag dann der obligatorische Erstertageinkauf. Wo wir alles das einkaufen, was wir für eine Tour in die Wildnis bzw. nicht so städtischen Gebiete brauchen. Dann noch eine kleine Überraschung. Haverinus und Familie sind schon in der Stadt. Mit Haverinus, Erna und Taleni, der 6-jährigen Tocher sind wir ja für die nächsten 6 Tage verabredet. Wir machen mit ihnen eine Tour, zuerst zu ihren Eltern in der Nähe von Windhoek, dann geht es ins Ovamboland, ganz an die Grenze zu Angola im Norden, wo Haverinus herkommt. Danach fahren wir zusammen noch 2 Tage in den Etosha Nationalpark – Tiere gucken. Auf jeden Fall haben wir uns kurzfristig entschlossen uns doch schon heute zum Abendessen zu treffen. Für beide Parteien ist das aufregend gewesen. |
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Für uns, eine Familie zu treffen, wo wir nur Haverinus von 2 Safaritouren vor 2 Jahren kannten und eben durch unzählige SMS und Anrufe über diese Zeit Freundschaft geschlossen haben. Und für die 3 anderen war das auch ganz aufregend, sich jetzt mit 2 Weisen, 2 Umlungus, wie wir hier genannt werden, auf Tour zu gehen. Aber wir hatten ein tolles Treffen, der Funke ist zwischen uns übergesprungen. Nur Taleni war ein wenig schüchtern, aber das ist ja klar. Wir haben uns gleich in sie verliebt, aber ihr seht bestimmt selbst warum. Jetzt nehmen wir aber zuerst mal eine große Mütze Schlaf. Den haben wir nach den langen letzten 3 Tagen ohne viel Schlaf auch dringend nötig und auch verdient. Wir gehen mit dem festen Wissen ins Bett: „WIR SIND IN AFRIKA“.
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Dienstag, 8. und Mittwoch, 9. Dezember: Jetzt sind wir wirklich in Afrika !! Nun haben wir die ersten 1000 km in Namibia hinter uns und sind schon ganz erfüllt von den Erlebnissen der letzten 2 Tage. Gestern Morgen waren wir noch einmal in Windhoek, um die letzten Einkäufe zu machen. Als der Anruf aus Deutschland kam wegen eines Computerproblems, waren wir gerade dabei, die Fußbälle für die Fußball-Aktion zu kaufen. Glücklicherweise konnte Uli übers Telefon helfen das Problem zu lösen und so waren in Deutschland und in Afrika die Welt wieder ein Stück weit in Ordnung. Dann ging es weiter nach Omitara, wo wir nun Haverinus, Erna und Taleni treffen wollten. In Omitara wohnen die Eltern von Erna. Wir waren gespannt, was uns dort erwarten würde. Wir hatten schon im Vorfeld herausgefunden, dass die Eltern von Erna in relativ einfachen Verhältnissen leben, so brachten wir als Gastgeschenke Zucker, Reis, Nudeln, Mehl und das in Afrika überaus wichtige Maismehl in jeweils 5 kg-Säcken mit. Also ins Auto gesessen (wir haben diesmal echt Glück gehabt und unser Nissan X-Trail 4x4 ist echt perfekt – inkl. der Adaption von Ulis Musiksystem) und von Windhoek in Richtung Osten gefahren. Omitara liegt ca. 110 km östlich von Windhoek. Am Treffpunkt hat uns Havernius abgeholt und wir sind zusammen zu Ernas Mama gefahren. |
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Die Menschen im Camp Otjivero bei Omitara wohnen wirklich sehr bescheiden, um nicht sagen zu müssen, dass sie in Elendsverhältnissen leben, was jedoch zutrifft. Fast nur einfachste Wellblechhütten, max. so groß wie eine halbe Fertiggarage. Wirklich Bedingungen, wo wir uns als Europäer in keinster Weise vorstellen können, dass man da überhaupt überleben kann. Ernas Eltern haben noch das „nobelste“ Haus, da es zumindest aus Steinen gemauert ist. Aber auch das ist keine Gewähr dafür, dass es im Winter wirklich warm innen ist, denn wie wir später am Tag hörten, kann es hier im Winter bis zu -18 °C-Temperaturen in der Nacht geben. Nicht auszudenken, wie es den Menschen in ihren Wellblechhütten und auch den nicht isolierten Steinhäusern geht. Der Anfang war ein wenig schwierig und für beide Seiten sehr ungewohnt. Aber mit der Zeit ging es dann schon etwas lockerer zu und Christina hat das Eis mit dem Begeistern der Kinder gebrochen. Mal wieder ihre Farben und Stifte ausgepackt und geschwind die Namen der 3 Kinder Taleni, Lee-Ann und Naledi aufs Papier gebannt und schon waren die 3 Mädchen ganz bei der Sache und haben die schwungvoll gestalteten Buchstaben ausgemalt. So ist es ein ganz unterhaltsamer Mittag geworden und wir haben mal wieder einiges über das normale Leben und Überleben der ländlichen Bevölkerung erfahren. Ins „Haus“ gebeten hat man uns allerdings nicht. Nicht mal einen Blick hinein konnten wir erhaschen. Wir nehmen mal an, dass man es uns aus Scham nicht zeigen wollte. Auch zwei unserer Fußbälle von Christinas Fußballaktion haben neue Besitzer gefunden. Einen davon bekamen kleinere Kids (ca. 7-12 Jahre) und einen bekamen die Älteren, wohl alle schon ca. 18-20. Die waren richtig stolze Fußballer, hatten sogar richtige Trikots und sogar Stutzen an (wenn auch schon reichlich abgeliebt). Aber auch die haben sich über den Original Confederations-Cup-Fußball wirklich richtig gefreut. Christina hält dann immer eine kleine Ansprache und das macht sie ganz gut. Sie spricht dann von der WM 2010 und davon, dass wir uns Gedanken gemacht haben, wie die Jugendlichen und Kinder auf dem Land daran teilhaben können. Dann gibt es ein paar Worte über den Teamgedanken, vom Zusammenhalten, von sportlicher Fairness und davon, dass der Fußball auf jeden Fall die bessere Alternative zu Alkohol, Drogen, Kriminalität ist. Auch ist es immer wichtig, den Kindern oder Jugendlichen ans Herz zu legen, dass sie den Fußball nicht verkaufen, denn das kann schnell passieren. In Afrika ist nichts davor geschützt zu Geld gemacht zu werden, wenn es die Notwendigkeit dafür gibt und sich eine Gelegenheit bietet. Ob die Kids das dann auch immer beherzigen, wissen wir nicht, wir hoffen es mal. Auf jeden Fall stürmen die Ballkünstler immer ganz happy davon. Einen für uns richtig schlimmen Fehler, wenn es darum geht, irgendwelche wohltätigen Gelder an Mann und Frau zu bringen, haben wir an diesem Tag aber auch schon beobachten können. Am Anfang haben wir es gar nicht gleich verstanden, was da abgeht aber bis abends hatten wir dann doch das ganze Bild. Haverinus und Erna hatten uns mittags schon erzählt, dass alle Bewohner dieser Ansiedlung - man könnte es auch als Slums bezeichnen oder Shacktownship - jeden Monat pro Kopf 100 Nam$ (10 €) bekommen. Das Geld kommt aus einem Topf, der von namibianischen Unternehmen und Charity-Organisationen gespeist wird. Deutsche Institutionen sind auch irgendwie involviert, wie genau wissen wir noch nicht. Werden wir aber noch rausfinden. Das Projekt nennt sich BIG (Basic Income Grant) und soll eine Grundration fürs Leben ermöglichen. Wie gesagt, es wird pro Kopf ausgezahlt. Da das Geld bar ausgezahlt wird, wird es nicht selten nicht für die Grundversorgung, sondern für Alkohol benutzt. Der schlimmste Nebeneffekt ist aber ein anderer, in unseren Augen sogar ziemlich pervertierter. Da pro Kopf bezahlt wird, werden die Bewohner dazu angereizt, möglichst viele Kinder zu haben. Das ist aber natürlich nur möglich, wenn man ungeschützten Sex hat, was aber dazu führen kann, dass man sich mit HIV/Aids infizieren kann. Was für ein furchtbares Ergebnis einer eigentlich gut gemeinten Hilfe. Einfach nur zu warten, bis die monatliche Zahlung kommt und nichts dafür tun zu müssen, ist in noch keinem Erdteil dafür gut gewesen, dass die Menschen dazu angeleitet werden, etwas Sinnvolles aus ihrem Leben zu machen. Die Nacht haben wir auf einer Farm in der Nähe verbracht. Ein junges weißes Paar in der vierten Generation hatte sie gerade von den Eltern übernommen. War ein schöner Abend mit super Gesprächen, das Thema „schwarz und weiß“ mal aus der anderen Sicht zu verfolgen. Sie waren beide sehr offenherzig und haben uns alle unsere Fragen gerne beantwortet. So haben wir einiges über die Jagd erfahren, über das Leben und Arbeiten auf einer Farm und die sich verändernden Ansichten der nachkommenden Generationen der ehemaligen Deutsch-Südwester. Auch die beiden haben uns in unserer Ansicht bestätigt, was das BIG-Programm in Otjivero betrifft. Wir hatten den Eindruck, dass die beiden mit einer tollen Einstellung auch mit ihren schwarzen Farmarbeitern umgehen. Sie versuchen, die Belegschaft der Farm ein bisschen wie eine Familie zusammen zu halten. Jeder ist für jeden da und kümmert sich um die Belange der anderen. Das war irgendwie ein gutes Gefühl, dass es auch so positive Beispiele gibt. Die zwei haben uns bestätigt, dass es in der jungen Farmergeneration ein wirklich gutes Verhältnis von schwarz und weiß gibt. Der Hahn weckte uns früher, als uns lieb war. Das Frühstück mit den beiden Farmern war wieder sehr schön und interessant. Es gibt so viel, was man von den Menschen hier mitnehmen kann. Nach dem Frühstück hat Christina noch eine kleine Kalligraphie für die Farmer gemacht und dann ging‘s los. Wir haben noch Haverinus, Erna und Taleni in Omitara aufgegabelt und dann ging‘s ab gen Norden. Die Strecke war lang, fast 700 km, aber es ging ganz gut. Bis auf die letzten 25 km Schotterpiste, denn da kamen wir zum ersten Mal in ein afrikanisches Gewitter. Wir dachten bald, es schwemmt unser Auto davon. Vor uns verdunkelter Himmel, als würde die Welt untergehen, Blitze, Donner und zugleich der Regenbogen, was für eine Dramaturgie. Hier hat sich der 4x4-Antrieb das erste mal bewährt und wir sind sicher in unserer Unterkunft angekommen. Hier ist es ganz toll. Eine ehemalige Missionsstation, jetzt zu einer Logde umgebaut. Es ist hier wirklich so, wie man es sich als Europäer in Afrika vorstellt. Viele Kameldornakazien, weites Land, eine paar grüne Hügel, ein paar Palmen. Der Regen war echt heftig, manchmal war das Fahren schwer, vielleicht vergleichbar mit einer glitschigen Achterbahn. Dann wurden wir mit dem erwähnten unglaublich schönen Regenbogen belohnt und Uli konnte so richtig im Fotografieren schwelgen. Bis jetzt ist die Reise zu fünft ein voller Erfolg. Wir verstehen uns prächtig, Taleni, die Kleine ist ein wahrer Goldschatz und wir erfahren wirklich viel voneinander. Morgen fahren wir weiter nach Norden an die angolanische Grenze zu Haverinus Schwester. Schaun wir mal, was uns da erwartet. Einen Tagebucheintrag wird es morgen auf jeden Fall nicht geben, weil die Infrastruktur es dort bestimmt nicht mehr hergibt.
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Donnerstag, 10. Dezember:
Heute fahren
wir weiter nach Norden an die angolanische Grenze zu Haverinus Schwester.
Schaun wir mal, was uns da erwartet.
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Freitag, 11. Dezember: Tiefer in Afrika geht fast nicht! Was für Kontraste in Afrika! Seit dem letzten Eintrag in unser Tagebuch sind nun ein paar Tage vergangen – was für Tage, voll überwältigender Eindrücke. Die Fahrt ins Ovamboland zu Haverinus‘ Familie führte uns ins tiefste Afrika, in dem wir bisher waren. Ovambo sind die zahlenmäßig am stärksten vertretene Bevölkerungsgruppe in Namibia, mit 950.000 Menschen stellen sie ca. die Hälfte der namibischen Bevölkerung. Der Ort Ongha liegt ganz im Norden an der angolanischen Grenze. Der Norden von Ovamboland ist ganz flach und wird alljährlich bei starken Regenfällen von den aus Angola kommenden Flüssen überschwemmt. Was einerseits natürlich für die Bevölkerung sehr unangenehm ist, da alles, was nicht etwas erhöht liegt, überschwemmt wird, anderseits die Flut aber den Böden Nährstoffe bringt. Die Städte und Städtchen hier oben haben einen ganz anderen Charakter als die im Süden. Alles wirkt bunter, für unsere Augen vielleicht auch unaufgeräumter, auf jeden Fall improvisierter und nicht für die Ewigkeit gemacht. Man hilft sich eben mit dem, was man hat. Baumärkte sind Fehlanzeige. Hier oben leben kaum noch Weiße und wenn wir irgendwo zum Einkaufen oder Tanken halten, sind wir die einzigen Weißen. Durch Haverinus, der sehr kommunikativ ist, kommen wir sehr schnell mit dem einen oder anderen Passanten ins Gespräch. Die Fahrt kommt uns dieses Mal sehr lang vor und es ist schon später Nachmittag, als wir endlich in die Nähe der Heimat von Haverinus kommen. Unterwegs gibt es etliche Foto-Stopps, weil Uli immer wieder interessante Fotomotive findet. Wir merken, dass sich Unruhe im Auto ausbreitet und wir bereits sehnlichst erwartet werden, denn Haverinus Handy klingelt andauernd und wir bekommen mit, dass seine Schwester unsere Ankunft bald nicht mehr erwarten kann. Was uns da genau erwartet, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wir wissen, dass die Schwester, bei der wir unterkommen, sehr ländlich und sehr einfach lebt und dass unsere Übernachtung ein Bush-Camp sei, wie sich Haverinus ausgedrückt hat. Eine unangenehme Situation haben wir dann auch noch überstanden, als uns die Polizei herauswinkt. Uli ist mit der Radarpistole mit 92 km/h anstatt mit den erlaubten 60 km/h gemessen worden. Wo dieses Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung stand, konnte uns der Polizist allerdings nicht sagen. In dem Fall ist wie überall auf der Welt diskutieren nicht angesagt. Die „übliche“ Prozedur hier in Namibia in diesem Fall ist aussteigen, Führerschein zeigen, dann am Gerät selbst die zu hohe Geschwindigkeit ablesen, dann zum Polizeiauto gehen, im Strafenkatalog blättern und die entsprechende Strafe gesagt und gezeigt bekommen. Das wären in diesem Fall 300 Nam$ gewesen. Aber auch hier hat Haverinus Redekunst seinen Vorteil gehabt. Schnell war mit dem Polizisten ein Gespräch angefangen und dieser meinte sogar, Haverinus zu kennen. Letztendlich ließ er uns mit einer mündlichen Verwarnung ohne Bußgeld fahren. Ein paar Kilometer weiter stand dann ein wild gestikulierendes Mädchen am Straßenrand. Paulina, eine Nichte von Haverinus, die uns den Weg zeigen sollte und schon seit ca. 2 Stunden geduldig am Straßenrand auf uns wartete. Warten ist hier in Afrika nichts Ungewöhnliches und die Menschen fügen sich in unendlich lange Stunden an Minibus-Haltestellen, unter Bäumen, vor Geschäften, Banken, usw. Warten könnten wir ungeduldigen Europäer von den Afrikanern lernen. Nicht umsonst behauptet ein Sprichwort, die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit. Von der Hauptstraße also ging es auf Feldwegen, falls man die etwas breiteren Laufwege so bezeichnen kann, direkt in das „Bush-Veld“. Bald waren es nur noch Fußwege, auf denen wohl noch nie ein Auto gefahren ist. Vorbei an traditionellen Krals – mit Holzpfählen umfriedete Grundstücke, auf denen so ca. 4 – 6 Lehmhütten mit Strohdach stehen.
Nach weiteren 1,5 km, also insgesamt vielleicht ca. 5 km, die einem auf diesem Terrain sehr weit vorkommen, waren wir dann endlich da. Haverinus 3 Schwestern bewohnen ebenfalls einen der oben erwähnten Krals. Ein relativ großes Grundstück von ca. 1200 m² Fläche. Rundum mit Holzpfählen begrenzt, ein kleiner Eingang für Personen und ein größeres Tor für Karren und Eselswägen, in dem Fall für einen Nissan X-Trail. Innerhalb dieser Eingrenzung stehen ca. 7 traditionelle Lehmhütten mit Strohdach. Jeweils mit einer Öffnung, die als Eingang dient, mit so etwas wie einer Türe und sonst keiner weiteren Öffnung oder gar Fenstern oder ähnlichem. Auf dem Gelände steht auch ein gemauertes Haus in Fertiggaragen-Größe, das aber nur dann in Gebrauch ist, wenn der Mann einer der Schwestern 1-2 mal im Jahr nach Hause kommt. Ansonsten spielt sich das Leben im Freien oder in den Hütten ab. Um in die Hütten zu kommen, muss man sich tief bücken, die Höhe der Türöffnung ist nicht höher als 1,2 m. Im Innern kann man aber problemlos stehen. Wie warm und stickig es in so einer Hütte ist, wenn es draußen zwischen 35 - 40 °C warm ist, kann man sich bestimmt gut vorstellen. Es gibt Hütten für verschiedene Zwecke. Manche dienen als Koch- oder Vorratsraum, die meisten davon natürlich als Wohnraum und sogar eine „Gästehütte“ ist vorhanden. Die war für uns gedacht und hatte sogar ein richtiges Bett und eine Art Teppich auf dem Boden.
Wir wurden unglaublich herzlich begrüßt und Haverinus hat uns alle vorgestellt. 2 von den 3 Schwestern, die den Kral bewirtschaften, waren da, Hendrina und Fresiana und jede Menge Kinder und Jugendliche. Teilweise auch Kinder aus der Nachbarschaft. Es ist ein Ereignis, wenn ein Auto in diese abgelegene Region kommt. Wenn dann auch noch weiße Menschen aus dem Auto aussteigen, ist die Sensation perfekt. Es wurden schnell ein paar Plastikstühle und Bänke in der Mitte des Krals aufgestellt und wir wurden aufgefordert, Platz zu nehmen. Haverinus fungierte als Dolmetscher und hatte alle Hände voll zu tun, dem Sprachenmischmasch Herr zu werden. Die Einheimischen sprechen die Stammessprache Oshivambo, wir natürlich nur Englisch und Haverinus und Erna sprechen ja zusätzlich noch Afrikaans. Aber irgendwie hat die Verständigung ganz gut geklappt. Die jüngeren Mädchen Paulina, Helena und Maria (Nichten von Haverinus) konnten auch ganz gut Englisch und auch Lazarus, sein kleiner Neffe, spricht Englisch, ist aber eher schüchtern. Haverinus übersetzte uns, dass alle ganz aufgeregt seien, weil sie bisher den weißen Menschen noch nie so nahe gekommen seien. Ob sie unsere Haut mal anfassen dürften. Natürlich haben wir das gerne zugelassen und so war es gleich ein großes Hallo und das Eis war mit diesem „very personal close-up“ gleich gebrochen. Es endete damit, dass wir im Wechsel alle auch mal in den Arm nahmen und so saßen sie dann und wollten nur umfasst werden.
Hendrinas jüngster Sohn, 9 Monate alt, heißt doch tatsächlich DavidBeckham. Alles in einem Wort. Wir konnten es anfangs gar nicht glauben, aber es ist sein Vorname. Der Vater muss diesen Namen bei einer Fußballreportage in einer „Shebeen“, den Kneipen im südlichen Afrika, aufgeschnappt haben und er hat ihm wohl gefallen. Könnt Ihr euch vorstellen, wie witzig wir diesen Namen fanden? Wir haben uns gar nicht mehr eingekriegt vor Lachen und so war es ein buntes Sprachen- und Gelächterwirrwarr, das die ersten schüchternen Momente auf beiden Seiten in Wohlgefallen auflöste. Wir konnten uns gar nicht mehr beruhigen: Wir sind mitten im tiefsten Afrika und da ist ein Säugling, der DavidBeckham heißt. Viele der anderen Namen sind deutscher Herkunft, was dem deutschen Einfluss während der Kolonialzeit geschuldet ist.
Später am Abend wurde dann gekocht. Wir haben wieder, wie wir das nun schon öfters praktiziert hatten, Grundnahrungsmittel als Gastgeschenk mitgebracht. Im Wesentlichen Maismehl, Zucker, Reis, Maccharoni und einfache Kekse für die Kinder. Und zusätzlich haben Erna und Haverinus noch für das gemeinsame Abendessen eingekauft, da wir der Schwester die finanzielle Last für den „hohen Besuch aus Deutschland“ abnehmen wollten.
Vor dem Essen wurden
uns ein Eimer mit Wasser und ein Tuch gereicht, damit wir uns die Hände
waschen konnten vor dem Essen. Dann wurde in Oshivambo gebetet und für das Essen gedankt (90 % der Ovambos sind
Christen), selten ist uns wohl ein Dankesgebet für das Essen so nahe
gegangen wie an diesem Abend.
vor allem als
Christina versuchte, die Tänze mitzumachen, wurde herzlich gelacht.
Der Abschied von der so gastfreundlichen Großfamilie der 3 Schwestern fiel uns unendlich schwer und wir haben versprochen, so bald wie möglich wieder zu kommen. Dann mit mehr Zeit. Es war eine unglaublich intensive Zeit, die uns in der Tiefe unserer Anteilnahme erreicht und aufgewühlt hat wie wenig anderes zuvor. Die Menschen spürten unser Interesse und wollten uns gerne noch so viel aus ihrem Leben zeigen. Und Christina hat versprochen, beim nächsten Mal ein bisschen deutsche Küche aufzufahren, was angesichts der 2 Feuerstellen und gusseisernen Potjes sicher ein Erlebnis für alle werden wird. Es ist uns ein Bedürfnis, mehr von diesen Menschen zu erfahren. Bestimmt können wir für unser Leben manches bei ihnen lernen. Uns sind Hendrina und Fresiana und ihre Kinder und Verwandte wirklich ans Herz gewachsen. Ohne die Hilfe von Haverinus und Erna wäre diese Begegnung nicht möglich gewesen. Die kulturellen und auch die sprachlichen Barrieren sind immens. Diese sehr intensive Zeit hier im Kral wird uns aber für immer erhalten bleiben. Und noch Tage nach der Begegnung lachen wir bei dem Gedanken, dass mitten im namibischen Busch ein kleiner Junge aufwächst, dessen Vorname DavidBeckham ist.
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Samstag, 12. Dezember: Afrika aus Touristensicht – eine schwarz-weiße Familie reist durch Namibia Nach den eindrücklichen Erfahrungen im Ovamboland sind wir mit unseren Freunden Haverinus, Erna und Taleni in den Etosha Nationalpark weitergereist. Es ist für uns beide, aber auch für die drei waschechten Namibier, ein besonderes Erlebnis, die einheimischen Tiere hier so nah und direkt erleben zu können. Der Park umfasst ein großes Gebiet, in dem die Tiere frei und wild leben. Die Etoscha-Pfanne ist eine Salzpfanne, die sich zu wenigen Zeiten im Jahr nach ergiebigen Regenfällen mit Wasser füllt. Ein riesiges Gebiet, das man tagelang mit dem Auto durchstreifen kann, ohne das Gefühl zu haben, man wäre schon mal da gewesen.
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Sonntag, 13. Dezember: Heute nun ging unsere Woche mit den 3 Freunden zu Ende. Nicht jedoch, bevor die sehr frühen Morgenstunden noch für eine letzte Tierpirsch im Etosha-Park genutzt waren. Diesmal war uns das „Jagdglück“ nicht so hold und wir sahen nur „gewöhnliche“ Tiere wie Giraffen, Zebras, Springböcke usw. Da sich die beiden namibischen Damen nicht fürs frühe Aufstehen begeistern konnten, nutzten wir die Zeit mit Haverinus alleine noch einmal für ausgedehnte Gespräche und Unterhaltungen. Es ist so unendlich bereichernd, Menschen mit einer so anderen Kultur kennenzulernen und sich doch über alle kulturellen Schranken hinaus so nahe zu kommen, wie uns fünf das miteinander gelungen ist. Für Christina und Uli ist das das Schönste am Reisen, wenn ein solch inniger und intensiver Kontakt zustande kommt. Hier kann sich Christinas Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, voll entfalten. Erst dadurch werden unsere Reisen neben dem „Sightseeing“ zu wirklich eindrücklichen und auch verändernden Ereignissen. Für ihren Verdienst dafür und für ihre umfangreiche Reiseapotheke, die schon einige Male in den letzten Tagen Anwendung fand, hat Uli Ihr den Titel BC-Dr. Christina (Bush- und Communications-Doktor) verliehen.
Christina und Uli sind danach zu einer einwöchigen Rundreise ins wilde, einsame Damaraland aufgebrochen. Ein paar Tage für sich sein, auftanken und auch noch die aus Europa mitgebrachte Erschöpfung aufarbeiten, wozu in den ersten Tagen mit den 3 namibischen Freunden glücklicherweise keine Gelegenheit war, stand auf dem Plan. Wir haben die unbeschreiblich schöne Landschaft sehr genossen, haben weite Strecken auf Schotterpisten zurück gelegt, wo einem stundenlang keine Menschenseele und auch kein entgegenkommendes Auto begegnet und haben uns dann abends in jeweils schönen Unterkünften dem afrikanischen Sonnenuntergang bei einem Glas südafrikanischen Wein ergeben. Darüber aber dann bald mehr.
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Sonntag, 13. – Montag, 21. Dezember: Christina + Uli Touring Damaraland / Namibia Vingerclip Nach den wunderbaren
Tagen mit unseren Freunden Haverinus, Erna und Taleni sind wir zu einer
Rundreise ins wilde und einsame Damaraland aufgebrochen. Wir haben uns
schon lange sehr darauf gefreut und diese Tage nur für uns kamen gerade
zur rechten Zeit. Die Tage mit unseren Freunden im Norden Namibias waren
so angefüllt mit Begegnungen und auch emotional sehr anstrengend, so dass
wir uns gerade nach dem weiten und wüstenartigen Stammesgebiet des Volkes
der Damara gesehnt haben, um diese vielen Eindrücke zu ordnen und zu
verdauen. Das Damaraland beginnt nördlich von Swakopmund und erstreckt
sich von dort nach Norden bis zum Kaokoveld und in Ost-West-Richtung vom
Atlantik mit der wunderbaren Skeleton-Coast rund 200 km nach Osten. Im
ganzen Gebiet östlich von Outjo gibt es nur ganz wenige, meist sehr kleine
Orte und verstreut liegende Farmen, die dem trockenen Boden der
halbwüstenartigen Gegend einen Ertrag abzuringen versuchen. Und es gibt
über das ganze Gebiet verteilt Lodges, die teilweise aus Farmen entstanden
oder sich eben an besonders schönen Punkten angesiedelt haben. Wir hatten
uns einen Strecke von ca. 1500 km (??) vorgenommen, wobei wir darauf
geachtet haben, an besonders schönen Stellen zwei Nächte zu bleiben, um
auch mal nicht jeden Tag weiterreisen zu „müssen“.
Am nächsten Morgen um 8
Uhr sollte dann die Safari in das riesige Naturschutzgebiet des
Namib-Randes und zu den Wüstenelefanten mit einem Geländewagen starten und
wir waren ein bisschen aufgeregt. Wir hatten schon so viel von dieser,
ganz besonders an das Wüstenleben angepassten Elefantenspezies gehört und
man hat uns natürlich gewarnt, dass es keine Gewähr geben könne, dass
unsere beiden Guides sie tatsächlich aufspüren können. Vom Camp aus ging
es auf kleinen Wegen durch eine wirklich traumhafte Landschaft. Wir
konnten uns gar nicht satt sehen. Unsere Gruppe bestand nur aus uns
beiden, einem kolumbianischen Papa mit seiner Tochter, der im Nachbarland
Angola in der Ölindustrie arbeitet und einem weiteren Paar aus den USA.
Unsere beiden einheimischen Guides David und Athan waren wirklich Spitze
und haben uns sehr viel über die Tier- und Pflanzenwelt ihrer Heimat
ermittelt. Egal, ob es um den Bau eines Erdferkels (das wir leider nicht
zu Gesicht bekamen), die Bestimmung aufflatternder Vögel oder ob es um die
Erklärung der Lebensweise der Welwitschias ging. Das ist eine Pflanzenart,
die es nur hier im südwestlichen Afrika gibt und die Jahrhunderte alt
werden kann, weil sie ihre Wurzeln sehr tief in den Untergrund gräbt. In
Dürrezeiten können die „Blätter“ fast vollständig verschwinden. Einen
Großteil der Fahrt ging es später durch ausgetrocknete Flussbette, die
meist nur wenige Tage im Jahr Wasser führen, wenn überhaupt. Bald tauchten
die ersten Anzeichen von hier lebenden Elefanten auf: wir sichteten
Dunghaufen. Die Suche nach den Elefanten gestaltete sich jedoch schwierig.
Wir waren bereits über 4 Stunden unterwegs und eigentlich sollten wir um
13 Uhr wieder zurück sein, was zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr
möglich war. Unsere Guides haben wirklich keine Mühen gescheut, die
„blöden Viecher“ zu finden und erklommen sogar im Laufschritt einen
kleinen Berg, und das bei Mittagshitze, geschätzte Temperatur ca. 40 °C.
Wir hatten zwar schon einige andere Tiere gesehen, z.B. mehrere Gruppen
der majestätischen Oryx-Antilopen, mehrere Familien Strauße mit einer
ganzer Schar Nachwuchs, jede Menge Springböcke, kleine Steinböckchen und
auch einen Schakal. Aber ein paar Elefanten hätten wir halt doch gerne
gesehen…
Die nächsten beiden Nächte
haben wir dann rund 150 km weiter östlich verbracht. Und zwar direkt auf
dem Grootberg. Die Lodge besteht aus rund 15 kleinen Hütten/Häusern, die
direkt am Rand einer Klippe gebaut sind. Das Auto muss man unten am Berg
stehen lassen, dann wird man mit einem Spezial-Geländewagen mitsamt Gepäck
hinauf zur Lodge befördert. Von jeder kleinen Veranda dieser Hütten hat
man eine fantastische Sicht in ein riesiges Tal und zu einem weiteren
Gebirgszug in der Ferne. Diese Lodge ist inzwischen ganz in einheimischer
(= schwarzer) Hand und ist ein Projekt, das zeitweise auch von der EU
gefördert wurde. Dass hier die Einheimischen Stück für Stück die Leitung
übernahmen und inzwischen eigenverantwortlich arbeiten, war der Grund,
weshalb wir diese Lodge ausgewählt hatten. Wir hatten auch schon einmal
eine Reportage darüber gesehen und uns fest vorgenommen, hier Halt zu
machen, wenn wir mal in der Gegend sind. Der Blick von unserer Hütte war
wirklich einer für „Götter“. Abends dort zu sitzen, den Sonnenuntergang
oder dann nachts die Sterne zu betrachten, das war wirklich ein Erlebnis.
Auch in dieser Lodge haben wir eine kleine 3,5 stündige Ausfahrt gemacht.
Wir fuhren von der Lodge aus ganz ins Tal hinunter und haben auch hier das
einheimische Wild gesehen. Jede Menge Oryx-Antilopen, Kudus, Steinböckchen
und eine Vielzahl von Vögeln. Auch diese zwei Tage haben wir sehr
genossen.
Für die Fahrt nach
Windhoek hatten wir von vornherein 2,5 Tage geplant und das war auch gut
so. Unsere Strecke führte uns über Nebenstraßen zuerst ein wenig nach
Osten und dann zuerst mal rund 700 km nach Süden. Auf diesen
Schotterpisten kommt einem kaum mal ein Auto entgegen und man sieht auch
sonst kaum Menschen auf den „Straßen“. Es bewährte sich auch diesmal
wieder, dass wir einen richtigen Geländewagen gemietet hatten. Man kann
zwar auch mit einem normalen Auto fahren, aber im Falle der sehr oft
auftretenden Schlaglöcher oder Querrinnen hat man mit dem Geländewagen
eine wichtige Sicherheitsreserve durch die größere Bodenfreiheit. Die
Fahrt zu unserem ersten Etappen-Ziel, dem Brandberg, war interessant. Auf
der rund 300 km langen Strecke ändert sich die Landschaft unheimlich oft
und wenn man über einen Berg oder Pass kommt, kann die Gegend dahinter
ganz anders aussehen. Alles ist aber zumindest Halbwüste und grün ist es
nur in der Nähe von Wasser. Der Brandberg ist 2500 mtr. Hoch und ein
Felsmassiv, das rund 2000 mtr. aus der Ebene empor steigt und schon von
Weitem sichtbar ist. Sein dunkles oder schwarzes Gestein lässt den
Brandberg fast ein wenig kalt erscheinen, obgleich es ganz und gar nicht
kalt war, wenn wir die Autotüre aufmachten und sich die rund 40 Grad heiße
Außenluft ins Auto hineindrückte. Die Unterkunft am Brandberg ist im
weiten Umkreis die einzige Übernachtungsmöglichkeit und so waren die Gäste
dort ein bunt zusammen gewürfelter Haufen. Einen besonderen Gast muss man
vielleicht extra erwähnen. Wir trafen einen Schweizer, der zugleich einen
südafrikanischen Pass hat und der mit einem umgebauten Unimog unterwegs
war. An diesem Gefährt fehlte nichts von der Schlafkabine bis zum
Reparaturwerkzeug. Er lebt immer abwechselnd in Afrika und in der Schweiz
und sein Auto (wohlgemerkt mit Schweizer Kennzeichen) stellt er irgendwo
in Südafrika ab, bis er wieder auf Tour geht. Und nach seinen Erzählungen
war er fast schon in ganz Afrika. Echt ein uriger Typ. Besonders stolz
darauf war er, dass er seinem Architekten-Leben mit 50 Jahren den Rücken
zugekehrt hat, seine Teilhaberschaft in einem Architekturbüro aufgab, um
freier, einfacher und besser zu leben beim Touren durch die Welt. Extra
betont hat er dabei, dass er mit dieser Entscheidung viel monatliches
Einkommen aufgegeben habe, das ihm aber nicht fehle in Anbetracht dessen,
wie zufrieden er seitdem sei. So sollte man leben können. Auch am
Brandberg hatten wir eine eigene Hütte. Christina hat das restliche
Tageslicht genutzt, um sich ein wenig ihrer Kalligraphiekunst hinzugeben
und Uli hat ein wenig die Gegend erkundet und eine kleine Anhöhe
erklommen, um ein paar schöne Bilder machen zu können. Die Verpflegung war
hier nicht gerade eine Offenbarung, denn auch hier bewahrheitet sich die
alte Regel, dass dort, wo viele Touristen sind und es womöglich keine
Konkurrenz gibt, der Standard deutlich sinkt. Heiß war es hier und wir
hatten auch keine Klimaanlage im Zimmer. Mit dem Zirpen der Zikaden und
den Geräuschen sonstiger Viecher war das zu mindestens Afrika-Feeling pur.
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Montag, 21. Dezember: Coming Home to the Place of our first Africa-Experience The Northern Drakensberg Region – Our “Want-to-Stay-Forever-Place” Der Tag in Windhoek ging für uns früh los, denn unser Flieger nach Johannesburg, South Africa, ging schon morgens um 8.10 Uhr. Dabei liegt der Flughafen 50 km außerhalb der Stadt und wir mussten ja den Mietwagen noch abgeben. Also war um 4.00 Uhr aufstehen angesagt, ziemlich früh nach einem langen Abend, an dem wir unsere Sachen schon wieder in zwei Koffer pressen mussten und dabei schon wieder die Freigepäckgrenze überschritten. Aber alles ging gut, auch das Autofahren bei Nacht, was man in Afrika möglichst vermeiden sollte, wegen den Gefahren durch zwei- und vierbeinige Übeltäter. Speziell vor Kudus (größere Antilopen-Art, Mannshöhe in etwa) waren wir gewarnt worden, sie verursachen etliche Unfälle in Namibia. Und just einige Kilometer vor dem Flughafen stand tatsächlich im Halbdunkel unter einem Baum ein großer Kudu und war sprungbereit auf die Straße. Glücklicherweise hat Uli ihn rechtzeitig gesehen und so konnten Mensch und Tier unversehrt ihrer Wege ziehen. Die Passkontrolle und Visa-Erteilung für South Africa ging in Johannesburg problemlos. Schließlich bereitet man sich in Südafrika auf das große Ereignis der WM 2010 vor. Alles lästige Ausfüllen der bis zum letzten Jahr benötigten Visa-Papiere, entfällt zukünftig. Die Einrichtung dafür wurde komplett neu installiert, damit der Ansturm für die WM bewältigt werden kann. Computergesteuert, Programmierung einfachst auf DOS-Ebene! Nix mit schönen bunten Software-Programme, schwarze Bildschirme mit weißen DOS-Befehls- und Eingabezeilen. Was mal wieder nicht geklappt hat, ist die Gepäckbeförderung. Unsere Koffer waren zwar schon da, als wir nach der Passkontrolle an das Gepäckband kamen, aber Ulis Tasche mit seinem professionellen und sehr hochwertigen Fotostativ kam nicht. Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir letztes Jahr mit den ganzen Gepäckwirren unseren Teil an Gepäckschwierigkeiten für mindestens die nächsten 5 Jahre hinter uns hätten (zumindest statistisch betrachtet), aber das war wohl nicht so – sch… Statistik!!! Also wieder zum Gepäckschalter, warten, erklären, beschreiben, bitten, wieder erklären, wieder warten und alles nur, um zum Schluss zu erfahren, dass sie das Gepäckstück nicht finden konnten. Bestimmt würde es morgen ankommen, meinte der Agent von British Airways, wir haben ihn dann angegrinst und erklärt, dass wir diese Antwort schon zur Genüge kennen aus dem letzten Jahr (aktuelle Ergänzung: auch heute, 7 Tage nach unserer Ankunft in den Drakensbergen ist die Tasche mit dem Stativ und unseren Wanderstöcken nicht aufgetaucht). Dann weiter zur Abholung
des Mietwagens und auch hier, wir sind es ja schon gewohnt,
Schwierigkeiten. Die Wagenklasse, die wir bestellt und auch schon bezahlt
hatten im Reisebüro in Deutschland, war nicht verfügbar. Wir hatten einen
kleinen vierradgetriebenen Wagen reserviert, weil wir wussten, dass wir
Strecken fahren wollen, die nicht mit einem normalen Auto zu bewältigen
sind. Wir haben fast zwei Stunden dort am Schalter zugebracht, bis wir
endlich ein Auto „unser Eigen“ nennen konnten, mit dem wir das machen
können, was wir uns vorgenommen haben. Letztendlich hatten wir dann Glück,
dank eines verständigen Supervisors haben wir jetzt einen Wagen, der
mindestens 4 Wagenklassen oberhalb der von uns bestellten liegt. Es ist
ein absolut tolles 4x4-Auto. Mit dem können wir alles fahren, wo man
überhaupt nur mit dem Auto hinkommen kann, es ist perfekt und das zum
bezahlten Preis des kleineren Wagen. Aber es hat viel Mühe gekostet. Wir
fragen uns immer noch, wie man bei den Autovermietungen den Ansturm zur WM
bewältigen will. Es wird zumindest bei den Mietwagen ein großes Chaos
geben, dessen sind wir sicher.
Äußerlich hat sich auf dem Grundstück von Patricks Familie auch einiges getan. Es gibt ein neues Haus, also das, was man hier ein Haus nennt, nach europäischem Standard wäre es wohl eher eine Hütte oder von der Größe her ein Gartenhäuschen oder ein Gerätehaus. Ganz stolz hat uns Patrick berichtet, dass es sein Haus ist, das er und sein Vater erst kürzlich fertig gestellt haben, damit er von seiner Blechbehausung (siehe auch Bericht und Foto vom letzten Jahr), in der er im Januar noch gelebt hat, jetzt in ein Haus umziehen konnte. Dass das auch im Hinblick auf die Zukunft mit seiner Pamela hin geschehen ist und sie bei ihrer Ankunft damit überrascht werden sollte, war unübersehbar. Ein Schockerlebnis
musste die Familie am gleichen Tag jedoch auch überstehen und Gott sei
Dank war nichts bzw. „nur finanzieller Schaden“ passiert. Ein Blitz schlug
mit voller Wucht in das kleine Haus der Eltern ein. Glücklicherweise waren
die Eltern mit den Zwillingen gerade außerhalb des Hauses und ihnen ist
nicht passiert. Wer weiß, was gewesen wäre, wenn sie darin gewesen wären.
Auf jeden Fall ist die komplette Elektrik zerstört. Der Stromzähler, der
hier mit Zahl-Gutscheinen und Zahlencode aufgeladen wird, die man im
Supermarkt kaufen kann, war zum Glück noch OK, aber am Sicherungs-Board
waren 2 von 3 Ausgängen defekt und durchgeschmort. Was für ein Dilemma und
trotzdem Glück im Unglück. Die meisten der wenigen elektrischen Geräte,
die sie haben, waren nicht eingesteckt. Auch der neu gelieferte
Elektroherd (was so ein Einkommen doch alles so langsam möglich macht!)
war noch nicht angeschlossen. Der Schaden hielt sich in Grenzen und wir
beide haben beschlossen, dass wir helfen können, hier zumindest wieder ein
einigermaßen funktionierendes Elektronetz herzustellen. Alle fest
installierten Kabel waren durchgeschmort und die 3 vorhandenen
Deckenleuchten total kaputt. Nach kurzer Beratschlagung wollten wir einen
Nachbar anrufen, der sich mit elektrischer Installation auskennt. Das war
aber nicht möglich, weil es schon wieder ein Gewitter gab. Könnt Ihr Euch
vorstellen, welchen Krach es macht, wenn ein Regenguss auf ein einfaches
Wellblechdach donnert? Es war ohrenbetäubend! Das Telefonat konnte dann
endlich geführt werden und Sandile, der Nachbar, hat uns noch kurz
empfangen und so konnte Uli mit ihm klären, welche Teile besorgt werden
müssen. Er sagte zu, die Installation noch am nächsten Tag, aber
spätestens am 24.12. morgens vorzunehmen. So könnte alles bis zum 25.12.,
dem Tag, an dem hier Christmas gefeiert wird, fertig sein.
Wir sind dann irgendwann zwischen 19.00 und 20.00 Uhr ziemlich geschafft von dem Tag (wir waren ja um 4.00 Uhr aufgestanden) in der Lodge angekommen, konnten wieder unser „Stamm-Chalet“ mit der Nr. 7 in Besitz nehmen und den aufregenden Tag mit einem tollen Abendessen ausklingen lassen. Aber es sollten noch viele so ausgefüllte Tage hier in der Amazizi-Region folgen.
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Dienstag, 22. Dezember: Go Creative in Africa ! Am ersten ganzen Tag in „unserer“ Amazizi-Region ging es natürlich zuerst ins Waisenhaus. Christina hatte bereits im Vorfeld einen Mal- und Kreativworkshop angekündigt und der sollte heute stattfinden. Mduduzi, „The Man in Charge“ – also der, der die Verantwortung trägt, wenn die Heimleiterin Chantal nicht da ist, hat dafür die Kinder wieder zusammen getrommelt. Diese sind, wie die Kinder vom SOS-Kinderdorf, über Weihnachten normalerweise nicht im Waisenhaus, sondern zu Besuch bei irgendwelchen weitläufigen Verwandten. Das erhält ihnen einerseits die Verbindung zu den noch übrigen Verwandten und ermöglicht auch, dass sie die Gebräuche und Sitten ihres Volksstammes mitbekommen. Das Waisenhaus liegt im Zulu-Land, aber hier leben auch Xhosa, Sotho, Ndebele und andere.
Als wir am Waisenhaus eintrafen, waren die Kinder schon da
und haben uns freudig erwartet. Wir hatten Mühe, unsere Emotionen unter
Kontrolle zu halten. Als wir im Januar dort wegfuhren, war das Waisenhaus
noch ohne Leben, da die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren. Nun
sieht man schon von weitem das fertige Gebäude leuchten. Als wir dann im
Hof ausstiegen, war es ein wunderbares Gefühl, als uns die Kinder
entgegensprangen. Wow, Gänsehautfaktor 10 auf einer Skala von 1-10.
Mduduzi hat uns dann ausführlich herumgeführt und wir sind aus dem Staunen
überhaupt nicht mehr herausgekommen. Es ist alles so toll geworden, fast
zu schön, um wahr zu sein! Es hat im Januar schon toll ausgesehen, aber
jetzt ist es fast unbeschreiblich, wenn Leben in der „Bude“ ist. Innen ist
alles super geworden und auf einem so hohen Standard, wie man ihn wohl im
gesamten Gebiet in Häusern von Einheimischen nicht finden wird. Die Küche,
deren Einrichtung letztes Jahr von Peter, dem Engländer (siehe Bericht),
gemacht wurde als wir da waren, ist super geworden. In den Schlafräumen
der Kinder stehen inzwischen die Stockbetten von Ikea (aus dem Container)
und im Wohnzimmer sogar Polstermöbel. Die sanitären Einrichtungen sind
geradezu vorbildlich. In der Eingangshalle hängt eine große alte
Schultafel, bestimmt 3 x 2 m groß, was für eine schöne Idee für aktuelle
Mitteilungen, gemeinsames Lernen und Arbeiten, usw.
Aber die Außenanlagen erst. Die sind unglaublich.
Inzwischen ist das Windrad installiert, das Strom produziert. Der wird
einerseits in einer großen Batterie gespeichert und wird, wenn Wind da
ist, zum Pumpen des Trinkwassers aus dem eigenen Brunnen in die großen
Vorratstanks verwendet. Inzwischen gibt es einen Hühnerstall mit Gehege,
in dem schon ein paar Hühner rumspringen. Die nächste Lieferung Küken ist
schon bestellt und demnächst werden zusätzlich 20 kleine Hühner den Stall
bevölkern. Der absolute Clou aber ist der Gemüsegarten. So einen Garten
haben wir schon lange nicht mehr, wenn überhaupt schon einmal gesehen.
Garten ist eigentlich nicht das richtige Wort. Man müsste es wohl eher
eine kleine Farm nennen. Alleine die Größe ist imposant, wir schätzen so
ca. 800 m², akkurat in kleinere Beete unterteilt mit Gemüse aller Art in
allen möglichen Pflanzstadien. Um ein paar Gemüse stellvertretend zu
nennen: Kartoffeln, Tomaten, Rote Beete, Karotten, Auberginen, Kürbis,
Gurken, Zwiebeln. Der Garten hat Uli, der von Haus aus Einiges an
vorbildlicher Gärtnerei gewohnt ist, fast aus der Fassung gebracht.
Alfred, der „Garten-Chef“, ist wohl wirklich ein kleiner Zauberer. Er ist
ein eher zierliches Männchen mit tiefschwarzer Gesichtsfarbe, ist aber
immerzu am Lachen. Unser überschwängliches Lob war ihm eher peinlich. Aber
so einen vorbildlichen Garten zu führen, dazu braucht es schon was. Die
Gartenfarmer des Waisenhauses ernten inzwischen so viel, dass sie Gemüse
an Einheimische verkaufen können, weil es im Waisenhaus gar nicht alles
verarbeitet werden kann. Inzwischen wird Alfred in die Gärten der
Einheimischen gebeten, um dort Ratschläge für die Gartenarbeit zu geben.
Sozusagen das Sahnehäubchen auf allem aber haben die letzten Bauarbeiten gebracht. Es wurde ein Holzbackofen gebaut, ein richtiges kleines Backhaus. Die Einweihung steht unmittelbar bevor, wenn Chantal im Januar wieder hier sein wird. Eine Rundhütte, die hier im Zulu-Land auf jedes traditionelle Grundstück gehört, wurde bereits letztes Jahr fertig gestellt und wird als Aufbewahrungsort für Gartengeräte usw. benutzt. Die Rundhütte ist bei den Zulus der Raum, wo ihre Ahnen zuhause sind und wo man auch mit ihnen in Verbindung treten kann. Die Verbindung mit den Ahnen ist in ganz Afrika sehr wichtig. Das Leben für einen Zulu ist ohne die Weiterführung der Tradition der Ahnen undenkbar. Wenn er diese außer Acht lassen würde, droht im Unheil. Das macht es auch so schwierig, eigentlich nicht mehr in die heutige Zeit passende Traditionen zu ändern. Man denke nur an das Brautgeld (Lobola), das viele Ehen verhindert, weil die Männer die hohe Summe nicht aufbringen können, oder die Stellung der Frau. Ohne eine gleichberechtigte Frau in der Gesellschaft wird es z.B. auch keine Lösung des HIV/Aids-Problems geben. Ein ausgewachsener Kinderspielplatz mit allen möglichen Klettergeräten, Schaukel usw. ist ebenfalls schon vorhanden. Es ist alles da, was man sich nur wünschen kann, es ist einfach perfekt. Grundsätzlich, auch in anderen Bereichen, scheint uns, dass das Waisenhaus ähnlich einem Leuchtturm weit in die einheimische Community strahlt und wirkt und bestimmt für viele ein Ansporn ist, wenn man sieht, was alles machbar ist und dass es auch funktioniert. So wie Alfred ein Botschafter in Sachen Garten ist, so ist das ganze Waisenhaus ein vorbildliches Beispiel dafür, wie man sich auch mit wenig gut organisieren und helfen kann, um nicht in jeder Hinsicht der blanken Not des „Nichtshabens“ ausgesetzt zu sein. Innenausstattung und Außenanlagen wirken einfach wie aus einem Guss. Es ist unglaublich, was hier durch den Willen und die Führungskraft von Chantal möglich wurde.
In einigen Ecken des Waisenhauses warten die Dinge aus dem
Container noch, an ihren Platz zu kommen. Der traf letztendlich vor sechs
Wochen ein nach fast einem Jahr Zwangsaufenthalt in den Händen der
Zollbehörden. Das ist sicher eine von Chantals Hauptaufgaben, wenn sie
Anfang Januar wieder für 3 Wochen hier ist, dass die Sachen an ihren
gedachten Platz kommen. Der Container, den Chantal und ihre Mitstreiter im
November 2008 in Belgien losschickten, ist Anfang November 2009 hier
angekommen. Wir hatten bereits über die wirklich haarsträubenden
Komplikationen berichtet. Den Containertransport hatte Chantal vom
Transportunternehmen MAERSK gestiftet bekommen. Innerhalb von 5 Tagen
hatte daraufhin Chantals belgischer Verein Sprinkle mit gespendeten und
mit fürs Waisenhaus gekauften Sachen den 40-Fuß Container gefüllt. Wer je
schon mal vor so einem Container stand, der weiß, wie groß der ist. Es war
Ende Dezember 2008, als der Container im Hafen von Durban eintraf. Und da
stand er dann 11 Monate, weil ihn die Zollbehörden nicht abfertigten. Es
waren wohl einige Papiere nicht OK. Alles Sachen, die im Waisenhaus
dringend gebraucht wurden. Selbst größte Mühen von hoher politischer und
gesellschaftlicher Stelle konnten den Vorgang nicht beschleunigen. Selbst
das belgische Königshaus war involviert. Aber manchmal mahlen die Mühlen
in Afrika langsam, da ist Geduld – Geduld – Geduld nötig.
Ein längeres Gespräch mit Mduduzi zum Abschluss hat uns erneut bestätigt, dass alles im Waisenhaus in besten Bahnen ist. Wir haben mit ihm auch darüber gesprochen, was wir für die Kids zu Weihnachten besorgen könnten. Christina hätte natürlich am liebsten Bücher oder sonst irgendetwas in dieser Richtung geschenkt. Aber auch hier sind wir wieder über den wichtigsten aller Weihnachtsbräuche gestolpert: am Weihnachtstag muss/sollte man neue Kleider haben. Aber wie sollten wir für die noch sechs verbliebenen Kids T-Shirt, Hose und Schuhe kaufen ohne ihre Größen usw. genau zu kennen? Nach kurzer Beratschlagung beschlossen wir, die Kids kurzerhand am nächsten Tag in unser Auto zu laden (wir hatten ja zum Glück ein größeres bekommen) und nach Bergville zu fahren, dem nächst gelegenen Städtchen. Mduduzi und Nana, eine der Tagesmütter, haben wir zur Unterstützung ebenfalls gleich dazu verpflichtet. Wir konnten uns recht gut ausmalen, wie es ist, wenn Kids, die sonst nie in irgendwelche Läden kommen, für sich Klamotten aussuchen sollen – Chaos vorprogrammiert. Aber immerhin spannend würde es auf jeden Fall werden. Ziemlich geschafft haben wir uns dann auf den Weg in unsere Lodge und unser Chalet gemacht und uns auf das schöne und gemütliche Abendessen gefreut. Wie üblich haben wir dann danach „zuhause“ im Chalet noch eine schöne Flasche südafrikanischen Weins genossen, bevor wir mit der nötigen Bettschwere in die Heia sind.
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Mittwoch, 23. Dezember: Shopping for Kids in Afrika !
Dann aber den Klamottenladen gestürmt. Wir haben uns
aufgeteilt, Christina und Nana haben sich die 4 Mädchen Pinkie, Nontando,
Tendai und Hlanthlantle geschnappt, während Mududuzi und Uli sich die
beiden Jungs Sambulo und Mthobisi schnappten. Im Voraus hatte Christina
die Parole ausgegeben, dass jeder sich ein Oberteil (T-Shirt oder Hemd),
eine Hose oder Rock (oder auch stattdessen ein Kleid für die Mädchen) und
ein Paar Schuhe aussuchen dürfe. Wie „befürchtet“ gab es ein kleineres
Chaos, bis die meisten Teile gefunden und anprobiert waren. Sehr viel Zeit
brauchte dann aber das Bezahlen, die Schlange vor der Kasse hatte
mindestens 30 Leute. Aber auch das haben wir mit afrikanischer
Gelassenheit gemeistert. Die meisten Kids wurden fündig, nur für Nontando
und Sambulo mussten wir noch einen zweiten Laden aufsuchen. Dort wurden
wir auch für die zwei fündig. Am schlechtesten konnte sich bei der ganzen
Angelegenheit der älteste Junge Sambulo entscheiden. Irgendwie war das,
was er sich so vorgestellt hatte, nicht unter den Sachen dabei oder sie
waren nicht in der richtigen Größe da. Aber letztendlich konnte auch er
sich als Besitzer neuer Kleider fühlen.
Uli und Christina waren dann noch kurz, und es war wirklich nur ganz kurz (denn 20 Minuten bedeuten in Afrika nicht mal ein Augenzwinkern) im Supermarkt, um für die Mitarbeiter des Waisenhauses wie letztes Jahr bereits ein Lebensmittelpaket zusammenzustellen als unser Dank an sie für ihren Einsatz. Für den sie zwar bezahlt werden, den aber alle mit ganzem Herzen und mit sehr viel Freude machen, siehe zum Beispiel Alfred, der Gärtner. Dann ging es zurück zum Waisenhaus und wir teilten die Lebensmittelpaket-Geschenke an die Mitarbeiter aus, nicht ohne dass Christina noch eine kleine Dankesrede hielt. Wie immer war die Freude über die zusätzlichen Lebensmittel groß, und das obwohl alle hier Arbeitenden ja regulären Lohn erhalten. Wieder ein Moment mit Gänsehautfaktor und das Gefühl von Weihnachten rückte in absolut greifbare Nähe, als diese Erwachsenen sich so unglaublich über ihre Tüten mit Reis, Zucker, Bananen und Keksen freuten und ihre Dankbarkeit aus den strahlenden und zum Teil verlegenen Gesichtern mehr als deutlich abzulesen war! Ein Moment, in dem wir innerlich ein Stück weit von unserem deutschen Zuhause eingeholt wurden. Mal ehrlich: würden wir uns in Deutschland so intensiv über 2,5 kg Reis, 2,5 kg Zucker, 2 Packungen Kekse und 1 kg Bananen freuen? Und natürlich wurden die Klamotten gleich noch einmal anprobiert, allerdings nur für das obligatorische Foto. Denn zum ersten Mal angezogen werden sie dann am 25.12., dem Christmas Day, an dem hier in Südafrika (wie auch in anderen Ländern auf der Welt) Weihnachten gefeiert wird. Was für ein Bild, alle so geschniegelt und gebügelt für Ulis Bild posieren zu sehen. Nur Nontando war nicht so happy, ihre Schuhe waren irgendwo verloren gegangen und nicht in den Einkaufstüten. Da gab es bitterliche Tränen und zunächst einmal konnte die Frage danach, wo und wie die Schuhe abgeblieben waren, nicht aufgelöst werden! Wir bekamen dann von Gerold, dem Koch des Waisenhauses, noch ein Zulu-Essen serviert mit traditionellen Gemüsevariationen (alles aus dem eigenen Garten) und konnten uns so stärken für unser Vorhaben am Nachmittag, zu dem wir dann auch gleich nach dem Essen aufbrachen. Ein zweiter Trip nach Bergville stand uns bevor, um für Patricks Haus die neuen elektrischen Teile zu besorgen, um dort die elektrische Infrastruktur einigermaßen wieder ins „Laufen“ zu bekommen. Am Waisenhaus haben wir uns verabschiedet, aber nicht ohne zu versprechen, in Bergville auch nach den vergessenen Schuhen von Nontando zu fahnden. Patrick haben wir zuhause abgeholt und vorher noch mit Zandile, dem Elektriker gesprochen, damit wir die richtigen Teile besorgen. Den entsprechenden Laden hatte der uns auch genannt. Also nochmals „geschwind“ die 35 km nach Bergville gefahren. Sowohl das passende Elektromaterial wie auch die fehlenden Schuhe (die Kassiererin hatte vergessen, sie nach dem Abrechnen in die Tüte zu stecken und konnte sich glücklicherweise noch an Christina erinnern) konnten wir ergattern. Aber eine noch viel wertvollere „Fracht“ konnten wir mitnehmen. Patricks Freundin Pamela, die Mama der Zwillinge Ntogozizi und Thobelani, sollte ungefähr zur gleichen Zeit in Bergville ankommen. Sie hat wie die meisten arbeitenden Südafrikaner über Weihnachten die längste Zeit frei und hat diese Zeit natürlich zur Heimfahrt von Cape Town genützt, wo sie das Jahr über arbeitet, 1400 km von zuhause weg. Zuerst ist sie jedoch, dem Traditionsgebot der Ehre und Respektsbezeugung folgend, zu ihren Eltern gefahren, ca. 95 km von Patrick entfernt. Die Strecken innerhalb von Südafrika werden von den Einheimischen im sogenannten „Bush Taxi“ zurückgelegt. Wie schon öfters beschrieben sind das Minibusse in VW-Bus-Größe, die auf den frequentierten Strecken mit mindestens 12 Personen voll sein müssen, bevor sie überhaupt losfahren. Und mit so einem Bush Taxi sollte Pamela also ankommen. Was für ein „Zufall“, dass wir gerade auch da waren. So haben wir gewartet. In jeder Stadt oder Dorf gibt es den Minibus-Bahnhof, von wo aus die Taxis starten. Das ist für uns Ausländer immer der quirligste und am wenigsten begreifbare Ort. Über das System, wie die Afrikaner immer wissen, welches Taxi in welche Richtung fährt, haben wir auch nach 5 Jahren Afrika-Erfahrung nicht mal die leiseste Ahnung. Dass auch unterwegs Leute zusteigen können, das wissen wir und dass sie mit Fingerzeichen am Straßenrand kundtun, ich welche Richtung sie wollen, das haben wir auch schon mitbekommen. Wie aber der „Bahnhof“ funktioniert, da brauchen wir mal noch einen Kurs. Auf jeden Fall ist Pamela letztendlich angekommen und Ihr hättet mal den seligen Patrick sehen sollen, als er Hand in Hand mit ihr zu uns kam. Sie ist wirklich hübsch und hat sich in dem Jahr, in dem wir sie jetzt nicht mehr gesehen haben, noch mehr zur selbstbewussten Frau geworden, was sicher auch daran liegt, dass sie sich ein ganzes Jahr in ihrem Job in Cape Town behauptet hat. Patrick und Pamela sehen sich nur 3 Mal pro Jahr, wenn Pamela es sich leisten kann, die weite Strecke nach Hause zeitlich und finanziell zu stemmen. Für die knapp 95 km hat sie mit dem Bush Taxi über 6,5 Stunden gebraucht. Weil sie eben mehrfach umsteigen musste und weil zum Teil die Taxis nicht losfahren, bevor sie nicht voll sind und sich die Fahrt für den Fahrer lohnt. Das kann man sich einfach bei uns nicht vorstellen. Auch wenn man für 100 km mehrfach umsteigen müsste, würde man in Deutschland wohl kaum mehr als 2 h brauchen. Aber Zeit ist hier in Afrika ein nicht so rares Gut wie in Europa. Als wir im Waisenhaus ankamen, um die fehlenden Schuhe an die glückliche Besitzerin zu übergeben, gab es schon wieder Tränen. Ein weiteres Mädchen – Nondumiso –, war von ihrem Verwandtenbesuch in Durban zurückgekommen und hatte erfahren, dass die anderen von uns neue Kleider zu Weihnachten erhalten hatten. Sie war untröstlich – auch daran sieht man, wie viel Wert zu Weihnachten auf ein paar neue Klamotten, die es sonst unterm Jahr nicht oder höchst selten gibt, gelegt wird, weil meist eben nur ein oder zwei Garnituren pro Jahr zur Verfügung stehen. Auch in diesem Punkt ist es schwer, den Vergleich mit uns in Europa anzustellen und auszuhalten, wo wir doch fast alles und dabei meistens auch noch mehrfach haben. So haben wir versprochen, die Kleine am nächsten Tag mitzunehmen, wenn wir noch Besorgungen für den Weihnachtstag mit Patricks Familie machen wollten, um dann auch für sie das Weihnachtsglück vollkommen zu machen. Damit waren auch diese echten Kindertränen für den Moment versiegt.
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Heiligabend, 24. Dezember: Liebe Freunde zuhause! Zwischendurch, außer der Reihe, aber pünktlich zu Weihnachten (ein herzliches DANKE an unseren fleißigen Webmaster Mathias zuhause) kommen hier unsere Grüße ins kalte Deutschland! Mit unserem Reiseblog hinken wir ja ein bisschen hinterher, was im Wesentlichen daran liegt, dass sich die Ereignisse und Erlebnisse gar nicht so schnell aufschreiben und erzählen lassen, wie sie erlebt, durchlebt und verkraftet sein wollen.
Dass wir uns dabei begleitet, ermutigt und unterstützt wissen von
Eurer Anteilnahme in Gedanken, Gebeten, aktiver Beteiligung und Mithilfe,
macht uns froh und dankbar zugleich und trägt wesentlich dazu bei, dass
wir spüren und fühlen, dass unsere Vision von einer Welt im Gleichgewicht
keine einsame Angelegenheit ist, sondern im gemeinsamen Miteinander gar
nicht so unerreichbar wirkt. Wir denken an Euch, Ihr denkt an uns, also ganz im Sinne von „share for life“ gehen unsere herzlichen Grüße nach Deutschland!
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Donnerstag, 24. Dezember: „Heilig Abend“ in Afrika Dieser Tag wird, wie in weiten Teilen der Welt, hier gar nicht gefeiert. Wie geplant haben wir die kleine Nondumiso morgens am Waisenhaus abgeholt und sind mit ihr in die nächste größere Stadt Harrismith gefahren. Hier gibt es ein wenig größeres Angebot als in Bergville, was allerdings nicht unser Hauptbeweggrund war, dort hin zu gehen. Insgesamt ist Harrismith eine von der Bevölkerung her eher „gemischtfarbene Stadt“ und für uns an einem so hektischen Tag wie Heilig Abend eher überschaubar. Da zu Weihnachten nahezu alle Südafrikaner frei haben und die meisten auch schon ihren Lohn bekommen für den Dezember, damit sie ihre Weihnachtseinkäufe bewältigen können, außerdem alle entfernt arbeitenden Südafrikaner in ihre Heimatgebiete heim kommen, geht es hier am 24.12. wie auf dem Rummelplatz zu. Einen kleinen Eindruck davon hatten wir schon am 23.12. in Bergville bekommen, wo es schon schwer war, durchzukommen. Weil wir für diesen Tag aber wenig Zeit für viel zu erledigen hatten, haben wir uns gar nicht erst ins kleine und übervolle Bergville begeben, sondern die nächstgrößere Stadt Harrismith für unsere Erledigungen gewählt. Als erstes bekam Nondumiso ihr neues Outfit, sie war recht pflegeleicht und schnell zufrieden zu stellen, die erste Hose passte, ein T-Shirt, das jemand anders in der Umkleidekabine zurück gelassen hatte und die erstbesten Schuhe in ihrer Größe. Dann suchten wir noch mal einen Elektroladen auf, um das nötige Material für einen Blitzableiter und einen Geräte-Überspannungsschutz für das Haus von Patricks Familie zu besorgen. Das sollte noch eine Überraschung werden für den Abschied, weil wir Patricks Familie in Zukunft bei den schweren Gewitterstürmen einfach gerne so sicher wie irgend möglich wissen wollen. Für den Blitzableiter bekamen wir leider nicht alles, es fehlte an einem dicken Kupfer-Kabel, aber die zwei Metallstäbe für das Dach und die Erdung im Boden konnten wir besorgen. Uli hatte sich bei jemand von der staatlichen Stromgesellschaft ESKOM darüber kundig gemacht, wie auf möglichst einfache Weise Schutz vor Blitzeinschlag konstruiert werden kann. Dann sollte es an die Einkäufe für das geplante „Two-Culture-Cooking“ (Zwei-Kulturen-Kochen Deutsch/Zulu) mit Patricks Familie am Christmas Day gehen. Schon im Vorfeld hatten wir herausgefunden, dass der SPAR, hierzulande im Lebensmittelbereich eine der am meisten verbreiteten Supermärkte, am 24.12. bis spät offen hat. Dort angekommen, konnten wir dann gleich mal wieder eine Afrika-Erfahrung machen. Die Stromversorgung war wie so oft unterbrochen und der gesamte Supermarkt lag im Dunkeln. Dann wurde aus Angst vor Plünderei erst mal geschlossen und die, die noch nicht drin waren, mussten draußen bleiben, so auch wir. Warten. Warten ist in Afrika eine Art der Beschäftigung, die uns als Europäern schwer fällt, aber immer wieder abgefordert wird. Warten. Also warteten wir geduldig eine Stunde vor dem Supermarkt, bis in diesem über den Notstromgenerator zumindest die Notbeleuchtung wieder in Gang gebracht war und wir im Halbdunkeln unsere Einkaufsliste abarbeiten konnten. Teilweise hatten wir uns unbekannte Posten auf dem Zulu-Einkaufszettel von Lindeni, was uns in die Verlegenheit brachte, mit den Zulu-Angestellten des Supermarkts durch die halbdunklen Ladenstraßen zu gehen und nach uns unbekannten Gewürzen und anderem Ausschau zu halten. Spannend und lustig zugleich und zum Schluss waren doch etliche Leute im Supermarkt beteiligt (Weiße, Schwarze, Junge und Ältere), unseren Einkaufszettel abzuarbeiten. Während unseres Einkaufs fielen uns auch zwei gemischt-farbige Pärchen auf, das neue Südafrika, wo Rassenschranken zwar nur langsam, aber doch hier und da fallen! Zurück im Waisenhaus haben wir Nondumiso mit ihren neuen Klamotten wieder bei Mduduzi abgegeben, der nun auch ganz happy war, dass „alle seine Kinder“ zu Weihnachten versorgt waren. Nach einem kleinen Schwatz mit Mduduzi sind wir dann heute mal nicht so spät in unserer Lodge angekommen, so dass wir noch 1-2 Stunden unser schönes Chalet genießen konnten.
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Freitag, 25. Dezember: Weihnachten in ZULU-Afrika!
Aber zurück zum Christmas Day: Pamela und Christina haben also zusammen gekocht. Christina hatte sich lange überlegt, was sie repräsentativ für unsere Esskultur machen könnte und hat sich dann für Gulasch mit Nudeln und Spaghetti Bolognese entschieden, zwar nicht ganz deutsch, aber auf jeden Fall ein Essen, das Christinas Herkunft eines deutsch-italienischen Elternpaares gerecht wird. Pamela kochte Hühnchen auf Zulu-Art mit dem niemals fehlen dürfenden Butternut-Kürbis, der hier überall und in Massen gegessen wird, dann eine Art marinierte Kartoffeln, braune Bohnen und zwei verschiedene Salate. Auch Christina wartete noch mit einem norddeutschen Gurkensalat und einem eher südlicher gelegenen sauren Paprika-Salat auf. Eine saure Salatsauce ist in der Zulu-Tradition unbekannt, die meisten Salate werden mit süßen oder Mayonnaise-haltigen Saucen oder auch mit gar keiner Sauce angeboten, sondern einfach nur als Salat-Durcheinander. Der neue Elektroherd und die erneuerte Elektroinstallation waren von Zandile, dem Elektriker, rechtzeitig fertiggestellt worden. So konnte das große Kochen beginnen. Und das hat doch ganz gut geklappt trotz der relativ eingeschränkt vorhandenen Küchengeräte aller Art und ich spreche hier nicht von Maschinen. Alles ging gut, die Atmosphäre in der Küche war geprägt von gegenseitiger Neugier, Fragen und Antworten, gegenseitigem Helfen und der Vorfreude auf das große Festmahl. Bis zu dem Zeitpunkt, wo die gegenseitige Kocherei den Höhepunkt erreichte und die Zubereitung der Hauptgänge gerade startete, als der komplette Strom im Ort ausfiel. Eben auch typisch Afrika, Strom weg und was jetzt? Man stelle sich diese Situation in Deutschland oder Europa vor: Höhepunkt der kulinarischen Weihnachtsvorbereitungen und dann Stromausfall im gesamten Ort für die nächsten 3 Stunden! Aber die kluge Frau baut vor – und so zauberte Mutter Lindeni einen kleinen Gaskocher mit angeschlossener Gasflasche hervor und so ging die kleine Küchenschlacht eben mit improvisierter Kochstelle weiter, langsamer zwar als geplant, aber durchaus auch möglich. Da wir nun doch alles nur nacheinander und nicht auf 4 Herdplatten gleichzeitig machen konnten, waren wir stattdessen frei uns hinzusetzen und miteinander zu quatschen und uns mit den Bildern auf Ulis Computer die Zeit zu vertreiben. Als dann alle Gerichte gerade fertig waren, da ging der Strom wieder an. Aber dann haben wir ihn auch nicht mehr gebraucht, sondern haben uns den fertigen Leckereien auf dem Tisch gewidmet. Das Essen war wirklich lecker und ein toller Erfolg. Die Gerichte haben uns gegenseitig sehr geschmeckt und vor allem die Spaghetti Bolognese hatten es unseren Zulu-Freunden wirklich angetan. Pamela fragte nach dem Rezept und so wird es zukünftig auch in Zulu-Land eine neue italienische Tradition geben.
Auch von unseren Weihnachtstraditionen haben unsere
Zulu-Freunde etwas mitbekommen. Nach dem Essen und bevor wir unsere
Geschenke überreichten, hat Christina die Weihnachtsgeschichte vorgelesen,
während unsere „Reisekrippe“, unser „Reise-Christbaum“ und unsere
„Reiseengel“ den Tisch geschmückt haben. Dann gab es eine kleine
Bescherung für Patricks Familie und unsere Geschenke scheinen ganz gut
angekommen zu sein, vor allem die Wandlampe, die wir Patrick für sein
neues Haus schenkten hat ihn in absolute Verzückung versetzt. Wie gut ein
Geschenk angekommen ist, konnte daran gemessen werden, wie laut jeweils
das Johlen und Klatschen am Tisch war, aber wir können uns wirklich nicht
beschweren. Die Kleider, die wir für Patricks Familie in Harrismith
besorgt hatten, passten einwandfrei bis auf die Schuhe für die Zwillinge,
die trotz Beratung im Geschäft zu klein ausgefallen waren. Das wiederum
löste große Bestürzung aus, denn so einfach ist das mit dem Umtauschen
einer Ware in einer 65 km-entfernten Stadt in Afrika nicht. Dennoch gab es
reichlich anderen Grund zur Freude und so wurde auch dieser kleine
Wermutstropfen verkraftet.
Aber bei all diesen Versuchen bleibt zum Schluss eines doch klar: wir
sind reich und die meisten normalen Menschen hier dagegen arm. Und das
nicht nur an Materiellem, sondern auch was die Gesundheitsversorgung oder
die Bildung angeht. Gerade die Bildung, und das schockt uns immer wieder
und wir bemühen uns dann, Haltung zu bewahren und selbst nicht oberlehrerhaft oder gar arrogant
zu wirken. Aber hier gibt es Jugendliche und Junge Erwachsene, die es
tatsächlich bis zum höheren Schulabschluss in der 12. Klasse geschafft
haben und diesen auch bestanden haben.
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Samstag, 26. Dezember: Adventure-Park in Afrika Als ganz besonderes Weihnachtsgeschenk für die Kids vom Waisenhaus hatten wir uns ausgedacht, ihnen einen Besuch im nahe gelegenen Adventure-Park zu ermöglichen. Das hat weniger etwas mit einem Vergnügungspark wie z.B. Europa Park oder Disneyworld zu tun, sondern entspricht eher einem Klettergarten mit verschiedenen „An- und Abseil“-Aktionen. Die Kids hatten die Wahl zwischen baden gehen im nahen Nationalpark oder ein paar Stunden im Adventure-Park zu verbringen. Worauf die Wahl da fiel, konnte keinen überraschen, nur Mduduzi hatte anders prognostiziert. Zu den Kindern, die ständig im Waisenhaus leben, hatten wir auch die anderen „Tagesgast-Kinder“ eingeladen – uns es sollten ein paar ereignisreiche Stunden werden.
Und diese kleine Wendeltreppe entlang am hohen Baum forderte ihnen
doch einiges an Geschick und Schwindelfreiheit ab, da man zwischen den
Stufen gut nach unten auf den immer weiter zurückliegenden Erdboden
schauen konnte. Die Kids wurden der Reihe nach in die Rolle eingehängt
jeweils alleine auf ihre Reise zum Zielpunkt geschickt. Den meistens
zuerst ertönenden Schreckschreien beim Absprung und den Freudenschreien
während der Fahrt konnte man entnehmen, dass auch diese Aktivität nach dem
ersten Schreck über den eigenen Mut viel Spaß machte. Mit strahlenden
Gesichtern kamen die Kinder in ihren Anseilgurten zum Ausgangspunkt
zurück. Manche wären gerne ein zweites Mal gefahren, haben es aber nicht
gewagt, um einen solch teuren Gefallen zu bitten.
Der Abschied von den Kindern im Waisenhaus fiel dieses Mal schwerer, wird es jetzt doch für längere Zeit sein, bis wir die Kinder wieder sehen. Nochmal gab es eine kleine Ansprache und immer wieder stellen wir fest, dass den Kindern kein Wort und keine Aufmerksamkeit, die man ihnen entgegen bringt, zu viel ist. Man kann spüren, dass sie es nicht gewohnt sind, im Mittelpunkt zu stehen oder gar als Individuen persönliches Interesse entgegen gebracht zu bekommen. In Afrika, wo sich speziell bei der armen Bevölkerung das Leben zumeist täglich ums blanke Überleben dreht, sind offene Ohren und Herzen für Kinder ein rares Gut. Vielleicht oder ganz sicher sogar werden die Kinder, die im Sprinkle-Waisenhaus und Kinderbegegnungsstätte unterkommen dürfen, in dieser Hinsicht anders und verwöhnt aufwachsen dürfen, denn hier gibt es immer jemand, der für sie und ihre kleinen und großen Bedürfnisse da ist. Auch das, dass wir sie bei Mduduzi, Nana und den anderen Tagesmüttern in sehr guten Händen wissen, haben wir den Kindern noch mit auf den Weg gegeben und ihnen versprechen müssen, wieder zu kommen, sobald es uns möglich ist. Der Abschied von den Kindern war mitnichten verkraftet, da stand für uns am Spätnachmittag noch das Treffen mit Loretta und Megan an, die wir auch schon seit der ersten Reise kennen und sehr sehr schätzen gelernt haben. Die beiden unterstützen in der örtlichen Gemeinschaft eine Vielzahl von Kinderkrippen, fördern und bilden Mütter und Krippenleiterinnen aus, die dort auf die Kinder aufpassen. Und sie haben eine Schule gegründet, die aus dem Gedanken entstanden ist, dass eine gute Schule für die eigenen Kinder der Lodge-Besitzer zu weit weg ist und die Kids somit ins Internat müssten. So haben sie miteinander eine eigene Schule gegründet, dabei aber nicht nur an sich und ihre eigenen Kinder gedacht, sondern auch an die örtliche Gemeinschaft. Für jedes Kind, das sie in die Schule schicken, erhält ein Kind der einheimischen Community ein Stipendium, nicht zuletzt auch deshalb, damit die Kinder beider Hautfarben schon im jungen Alter den selbstverständlichen Umgang miteinander lernen. Ursprünglich sollte die Schule alle Klassen umfassen bis zum High School-Niveau. Nach einigen erfolgreichen Jahren des Aufbaus haben Loretta und Megan jetzt aber ihr Konzept geändert und beschränken sich auf die Betreuung und Erziehung der Kinder vom 3.-9. Lebensjahr, also bis zur 3. Klasse, da der finanzielle und zeitliche Aufwand zu groß würde, um den Schulbetrieb auch für die höheren Klassen aufrecht zu erhalten. Eine gute Primary School als Anschluss gibt es dann schon in Bergville und die 35 km bis dorthin können die Viertklässler mit dem Bus schon alleine bewerkstelligen. Der Erfolg der ersten Schüler, die von der Royal Drakensberg School auf die öffentliche Schule gewechselt sind, gibt allen recht. Die Kinder konnten an landesweit anerkannten Schulen die Aufnahmeprüfungen ohne Probleme bestehen und bestätigen auch damit das hohe Niveau, auf dem die Royal Drakensberg School unterwegs ist. Insgesamt sind Megan und Loretta der Meinung, dass es vor allem auf das Fördern der Kinder in der Frühphase ankommt. Deshalb fangen sie jetzt schon mit den Kindern mit 3 Jahren mit Kindergarten und Vorschule an. Sie machen wirklich eine tolle Arbeit, die absolut vorbildlich ist. Neben der eigenen Schule fördern sie zwei noch einige Kinderkrippen, die es hier gibt. Ob man die Kinderkrippe auch als solche benennen kann, weiß man nicht so genau. Siehe auch unser Bericht vom Vorjahr. Auf jeden Fall ist die Arbeit der beiden wichtig und vorbildlich. Wir werden auch weiterhin engen Kontakt zu beiden Frauen halten und haben ihnen unsere Unterstützung in ihren ehrgeizigen und lohnenswerten Vorhaben zugesagt. Für unseren nächsten Besuch haben wir auch vereinbart, dass sich Christina mit einem oder zwei Workshops in die Lehrer- und Erwachsenenbildung einbringt, die ebenfalls auf vorbildliche Weise von den beiden Frauen getätigt wird. Alles in allem ein gutes Gefühl, so fähige Anlaufstellen hier im Zulu-Land zu wissen, Anknüpfungspunkte für vielleicht noch viele lohnenswerte Vorhaben im Bereich Bildung und Erziehung!
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Sonntag, 27. Dezember: Mam und Dad in Afrika ! Der 27.12.2009 war eigentlich als unser „freier“ Tag in der Amazizi-Region geplant, an dem wir eigentlich auch mal was Touristisches hier machen wollten. Hier gibt es so viel Natur zu sehen und zu erleben und das kam die letzten drei Besuche aufgrund der vielen menschlichen Begegnungen, Ereignisse und Erlebnisse immer zu knapp. So hatten wir uns vorgenommen, an diesem Sonntag eben dieses zu tun. Doch auch dieses Mal gab es etwas, das uns wichtiger war als unser Plan „Sightseeing zu betreiben“. Schon beim gemeinsamen Weihnachten-Feiern mit Patricks Familie kam das Gespräch darauf, dass Pamelas Eltern die Zwillinge seit ungefähr einem Jahr nicht mehr gesehen hatten. Das ist bei 1 ¾ Jahren alten Kindern eine ewig lange Zeit. Ihre Eltern wohnen ca. 95 km weit weg und mit den beiden an ihre Großmutter Lindeni gewöhnten Kindern kann sie nicht einfach in ein Busch-Taxi steigen und die 6-8 stündige Fahrt mit mehrfachem Umsteigen bewältigen. Wie wir ja erfahren hatten, war Pamela auf dem Herweg über 6 Stunden unterwegs. So haben wir ihr angeboten, sie am Sonntag dort hinzufahren und dafür unseren Sonntag an unserem Lieblingsort in Südafrika einzusetzen. Gleichzeitig konnten wir damit aber auch unser eigenes Interesse am Kennenlernen von Pamelas Elternhaus abdecken. Immerhin die Großeltern der Zwillinge und vielleicht mal Patricks Schwiegereltern. Also: gesagt, getan! So haben wir Pamela und Patrick (der hatte für diese Fahrt zu seinen zukünftigen Schwiegereltern extra frei bekommen) und Patricks Mama Lindeni mit den Zwillingen in unser Auto geladen. Patricks Mama Lindeni musste schon allein deshalb mit, weil die Zwillinge selbst nach 4 Tagen gegenüber ihrer Mama Pamela fremdelten. Zwar verständlich, weil für die beiden natürlich Lindeni die Bezugsperson ist, da sie sie ja aufzieht. Aber für Pamela ist es sicher eine schwierige Situation, über die wir mehrfach mit ihr gesprochen und versucht haben, sie zu trösten. So sind wir dann aufgebrochen. Für Patrick ist der Besuch der Schwiegereltern aber alles andere als der sprichwörtliche Sonntagsausflug und behaftet mit jede Menge Schwierigkeiten. Für ihn gelten gegenüber Pamelas Mutter die gleichen Regeln wie umgekehrt für Pamela gegenüber Patricks Vater. Sie dürfen sich vor der Heirat nicht im gleichen Raum aufhalten und sich auch nicht direkt in die Augen schauen, face-to-face sozusagen. Zusätzlich ist es für Patrick, der Pamela unehelich geschwängert hat, äußerst schwierig, Pamelas Vater gegenüberzutreten. Bis er das Brautgeld „Lobola“ bezahlt hat, gilt er als derjenige, der der Familie großen wirtschaftlichen Schaden zugefügt hat. Eine schwierige Konstellation also, in der wir uns alle zusammen befanden. Wir für uns hatten uns vorgenommen, hier nur den Chauffeur zu machen und ein bisschen auch zu Patricks Stärkung mitzufahren und mit Patrick nach einiger Zeit bei den Eltern deren Zuhause zu verlassen, um der Familie, sprich Pamela und ihren Eltern ein wenig Zeit mit den lange nicht gesehenen Enkeln zu lassen. Generell ist das Gefangensein einerseits in den strengen Regeln der Zulu-Tradition und andererseits doch Leben in einer moderner werdenden Welt für die junge Generation ein sehr großes Dilemma. Es ist für Patrick momentan ein Problem, das er unmöglich lösen kann. Er hat nun 2 Kinder und eine Freundin, die er sehr gerne heiraten möchte. Das geht jedoch nicht, da er das Brautgeld Lobola (11 Kühe) und die Entschädigung für Pamelas Eltern für die vorehelichen Kinder (2 Kühe) nicht aufbringen kann. Schon alleine die 11 Kühe sind eine Summe, die die meisten jungen Zulu-Männer nicht mal annähernd aufbringen können. Die Höhe des Lobola wurde einst vom Zulu-König festgesetzt, stammt jedoch aus einer Zeit, als die Familien noch großen Viehbesitz hatten und es kein großes Problem darstellte, diesen Brautpreis zu bezahlen. Doch nun ist es in ganz Zulu-Land anders. Die Menschen sind im größten Teil wirklich arm und nicht in der Lage, auch nur eine annähernde Summe aufzubringen. Man muss mal den Vergleich sehen: 11 Kühe sind so im Durchschnitt ca. 80.000 Rand (10 Rand ca. 1 €). Ein Zulu-Mann, wenn er denn Arbeit hat (Arbeitslosenquote ca. 40 %), verdient für einfache Tätigkeiten ca. 1200 – 1600 Rand. Das reicht vielleicht gerade einigermaßen für das Überleben und versorgen einer meist sehr großen Familie. Aber wie sollen davon 80.000 Rand angespart werden? Es ist unmöglich. Aber das Dilemma geht noch weiter. In ländlichen Gegenden ist die Tradition noch stark. Sie verhindert in Patricks Fall auch, dass Patrick und Pamela unverheiratet zusammenleben dürfen und damit auch, dass die Mutter in diesem Fall bei ihren Kindern ist. Denn unverheiratet darf Pamela nicht auf dem Grundstück von Patricks Vater wohnen, wo Patrick ja nun ein eigenes Haus gebaut hat. Es ist wirklich ein Drama, in welchem Spannungsfeld die jungen Menschen hier leben. Dabei ist sicher nicht alles falsch, was die Tradition lehrt. Wie überall auf der Welt müssen die Regeln der Tradition aber an die veränderten Lebensverhältnisse angepasst werden. Aber wie überall ist das ein langer und sehr mühsamer Weg. In den städtischen Gegenden haben die Traditionen schon an Kraft verloren und die zwei könnten wahrscheinlich mehr oder weniger ungestört zusammen leben, müssten sich eben „nur“ gegen den Willen der Eltern durchsetzen. Auf dem Land ist das jedoch unmöglich. Was Patrick betrifft, so sehen wir ihn in einem derzeit wirklich unlösbaren Konflikt. Wir werden sehen, wie das weitergeht. Auch darüber haben wir mit ihm ausführlich gesprochen. Leider konnten wir ihm hier keinen Rat geben. In so vielen anderen Lebenssituationen konnten wir ihm sinnvolle Ratschläge geben, die er ganz begierig anhörte, teilweise sogar einforderte. Wir merken bei ihm sehr stark, wie wichtig es für einen jungen Menschen ist, ernst genommen zu werden mit seinen Sorgen und Fragen. Nicht erst von Patrick erhielten wir den Titel „Mother & Father“ (Mutter & Vater). Schon in unserer Zeit in Namibia wurde uns diese Anrede mehrfach entgegengebracht. Zum einen als Respektsbezeugung, aber auch, um uns die Wichtigkeit unserer Beziehung zu den Menschen dort zu unterstreichen. Für uns, die wir leider keine eigenen Kinder haben, war das am Anfang doch mehr als ungewohnt. Und oft kokettierten wir noch mit der Frage „do we look so old?“ (schauen wir denn schon so alt aus?). Wenn die Antwort „Yes“ dann immer kam, blieb uns zunächst die Sprache weg, bis uns erklärt wurde, dass es weniger was mit dem äußerlichen Aussehen zu tun hat, sondern mit der Art und Weise, wie man unsere Fürsorge und unsere für die meisten Afrikaner ungewohnte Art der Beziehungspflege einzuordnen versucht. Am nächsten kommt das eben wohl der intensiven Beziehung zu Mutter und Vater. So konnten wir es mit der Zeit annehmen lernen und erleben diese Anrede mittlerweile als großes Kompliment. Ist sie doch Ausdruck einer engen Beziehung zu unseren einheimischen Freunden hier. Aber trotz allem ist es ungewohnt, auch wenn uns dieser Titel in den zurückliegenden Wochen von mehreren Seiten verliehen wurde. Es unterstreicht einmal mehr, wie viel Verantwortung wir auch in unserem Umgang mit den Freunden hier haben. In vielem sind wir ein Beispiel und auch Botschafter einer anderen, ihnen unbekannten Welt. Und auch sonst ergaben sich in dieser Woche unzählige Punkte, zu denen Patrick uns zu diesem und jenem befragte, was er nicht wusste. Lernbegierig ist sicher der richtige Ausdruck dafür. Wie schlecht die Schulausbildung hier im südlichen Afrika ist, das ist uns in den zurückliegenden 4 Wochen auch klar geworden, wir hatten hierüber ja schon geschrieben. Und das nicht nur deshalb, weil viele Kinder wegen der Schulgebühren - und sind sie noch so gering - nicht in die Schule können. Nein, auch die, die bis zur 12. Klasse im Unterricht waren und einen Abschluss haben, sind mit einem deutschen Schulabschluss der 9. Klasse nicht annähernd vergleichbar. Hier gibt es so unendlich viel zu tun und dabei ist klar, dass es ohne gute Bildung auch keinen Fortschritt in den anderen Problemfeldern dieses Landes geben wird. Der Empfang bei Pamelas Familie war sehr freundlich, wenn es auch mit der Kommunikation mehr als schwierig war, da es hier mit Englisch nicht so leicht ging wie bei Patricks Familie. Zusätzlich zur Zulu-Sprache, die in Patricks Familie gesprochen wird, ist hier Sesotho, die Kommunikationssprache, eine weitere der 11 offiziellen Landessprachen Südafrikas. Doch mit Pamelas Hilfe ging es. Für uns war es allerdings auch ganz arg schlimm, Patrick zu beobachten, wie befangen und „verklemmt“ er in der einen Zimmerecke hockte und sich zumeist hinter Christina versteckte. Auch Pamelas Eltern machten eine Ausnahme extra für uns und baten Patrick mit ins Wohnzimmer. Pamelas Eltern wohnen ganz ähnlich wie Patricks Eltern, ihr Haus in ein wenig hochwertiger und die Wohngegend nicht ganz so ländlich, dafür spielt sich aber das Leben hier für die vielen darin wohnenden Familienmitglieder sehr beengt und nur auf wenigen Quadratmetern ab. Nachdem wir mit Patrick ca. 2 Stunden alleine unterwegs waren, haben wir den Rest der Familie eingesammelt und sind dann den Rückweg angetreten. Wie groß die Anspannung bei der Hinfahrt war, konnten wir bei der Rückfahrt merken. Auf einmal wurde auf der Rückbank gescherzt und erzählt und erzählt, es fand kein Ende. Die Hinfahrt hatten unsere Passagiere fast schweigend und kleinlaut auf dem Rücksitz verbracht und Christina hatte ihre liebe Not, eine immer schon nach 2-3 Sätzen endende Konversation in Gang zu halten. Der Besuch an sich aber scheint ein voller Erfolg gewesen zu sein. Vielleicht ein erster Schritt für Patrick in Richtung Heirat. Denn will er einen Schritt in diese Richtung machen, geht es zuerst darum, die Höhe des Lobola (Brautgeldes) auszuhandeln. Das muss er mit dem Vater von Pamela tun. Dass es da einen gewissen Verhandlungsspielraum gibt, haben wir heute auch dazu gelernt. Generell waren diese Tage für uns hier in der Amazizi-Region mal wieder sehr dicht. Das gilt natürlich für die ganzen Aktivitäten, aber auch emotional haben uns diese Tage sehr gefordert und wir freuen uns, die nächsten Tage nur die Natur zu genießen und einfach „nur“ touristisches Programm zu haben.
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Montag, 28. Dezember – Dienstag, 05. Januar 2010:
Kwazulu-Natal extended
Die Passhöhe befindet sich auf 2875 m und lag im
schönsten Sonnenschein. Unter uns die Wolkendecke, durch die wir uns
den Pass hinauf gekämpft hatten. Ein wahrlich tolles Schauspiel. Nach
dem Reifenwechsel hatten wir uns dann einen Kaffee und eine heiße
Schokolade im „Highest Pub of Africa“ (höchstes Pub Afrikas) verdient.
So der aufregende Titel unserer Unterkunft. Die Berghütte / Restaurant
sind wirklich super eingerichtet, wenn man bedenkt, wie abgelegen
alles hier liegt. Wir freuten uns auf die zwei Übernachtungen hier
oben und auf unsere gemütliche Rundhütte, in der wir nach einem super
Hütten-Abendessen mit vielen interessanten Leuten und einer
Gesangseinlage der Belegschaft, bei Kaminfeuer wie üblich einen guten
südafrikanischen Rotwein genossen, den fast obligatorischen „Abrundungs“-Amarula
nicht zu vergessen. Hier oben sind wirklich viele urige Typen zu Gast,
viele 4x4-Freaks, denn der Pass ist eine der beliebtesten 4x4-Strecken
in Südafrika, aber auch Wanderer, Motorrad-Biker, Radfahrer.
Am Nachmittag haben wir dann eine kleine Rundfahrt im Lesotho-Hochland unternommen. Bei der letzten Fahrt hier hatten wir ja keine Zeit für Foto-Stopps, da wir die Grenzstation zur passenden Uhrzeit erreichen mussten. Das Fotografieren haben wir nun dieses Mal in Ruhe nachgeholt. Am nächsten Morgen sind wir sehr früh gestartet, denn es stand der Pass-Abstieg bevor und eine ziemlich weite Strecke zum nächsten Quartier. In Afrika sind 350 km eine weite Distanz, auch in Südafrika, wo es doch einige sehr gut ausgebaute Straßen gibt. Aber der Zustand der Straße lässt sich oft nicht aus der Straßenkarte erkennen. An diesem Morgen hatten wir nun perfektes Wetter für den Pass-Abstieg. Und durch unseren frühen Aufbruch hatten wir fast keinen Gegenverkehr und auch in unsere Richtung waren wir wohl die, die am zeitigsten aufgebrochen waren. Das hat Uli für viele Foto-Stopps genutzt. Und mit Ulis inzwischen doch einigermaßen ausgebildeten 4x4-Erfahrung haben wir die Passstraße problemlos und mit Spaß gemeistert. Tagsüber fuhren wir quer durch Kwazulu-Natal, das sich fortlaufend von einem Kilometer zum nächsten verändert. Silvestermorgen in Südafrika: auf den Straßen der kleinen und bunten afrikanischen Städte pulsierte das bunte und improvisierte Leben der Menschen wie an wenig anderen Tagen. Alles war unterwegs, das letzte Geld des Jahres (wenn denn noch welches von Weihnachten übrig war) unters Volk zu bringen und eine Fahrt durch eine südafrikanische Kleinstadt, in der man nur schrittweise durchs Gewühl voran kommt, beeindruckt uns doch immer wieder. Nicht zu vergleichen mit unseren deutschen oder europäischen Verhältnissen. Die Buntheit, die wir in Afrika an so vielen Stellen erleben, wird in solchen Minuten des Städte-Passierens noch mal auf ganz eigene Weise lebendig. Auch außerhalb der kleinen Städte ging es fröhlich zu. Da es ein heißer Tag war, kamen wir an einigen Flüssen mit badenden Kindern vorbei. Außerdem waren viele Leute in ihrer Nationaltracht unterwegs, auf dem Weg zu abendlichen Tanz- und Gesangsveranstaltungen. Die Landschaft wechselte von ausgedehnten Eukalyptus-Wäldern, die hier zur Papierherstellung verwendet werden und aus der Ferne aussehen wie unser Schwarzwald, zu mexikanisch anmutenden Steinwüsten, gespickt mit Yucca-Bäumen zu tausenden. Dann wieder dicht besiedelte Gebiete, die sich mit grell-bunten und auch in Erdtönen gehaltenen Rundhütten und Krals schmücken und in denen Mensch- und Tierleben an jeder Ecke, manchmal auch direkt auf der Straße, pulsiert. Auch das fasziniert uns immer wieder neu an Südafrika: man fährt quasi über den nächsten „Buckel“ und steht in einer völlig neuen Welt. Die Unterkunft, in der wir die nächsten 2 Tage verbrachten, liegt im absoluten Busch-Niemandsland. Zur Lodge gehören ca. 4000 ha Buschland, in dem jede Menge Antilopenarten, Giraffen, Zebras usw. leben. Kaum angekommen, starteten wir schon zu einem Sundowner-Game-Drive (Sonnenuntergangs-Tierbeobachtungs-Fahrt, denn „game“ meint hier das englische Wort für „Wild“). Es ist einfach toll, durch den afrikanischen Busch gefahren zu werden. Es wurde dann eine richtige Nachtfahrt daraus mit Suchscheinwerfer. Richtig aufregend wird es dann, wenn einem unzählige reflektierende Augenpaare aus der Dunkelheit anfunkeln. Ein tolles Erlebnis diese Ausfahrt. Entgegengesetzt „mager“ fiel unser weiterer Silvesterabend aus. Der lange Tag forderte seinen Tribut. Nach einem Abendessen fielen wir erschöpft gegen 23 Uhr ins Bett (22 Uhr deutsche Zeit), tja und die letzte Stunde des ausgehenden Jahres 2009 und die erste Stunde des neuen Jahres 2010 haben die Strohms für ihre Verhältnisse auf ziemlich untypische Weise zugebracht, nämlich schlafend. Den ersten Tag des neuen Jahres 2010 haben wir mit Ausruhen verbracht. Uli hat feste an unserem Internet-Tagebuch geschrieben. Die Zeit, die er dafür braucht, ist enorm, aber er macht es mit Begeisterung. Christina hat sich indessen auf ihre Kreativworkshops in Kapstadt vorbereitet, die nun schon in greifbare Nähe rücken.
„Unsere“ Zulu-Frau Cynthia war sehr offen und konnte jedoch auch keine
Lösung anbieten. Für sich selbst hatte sie entschieden, arbeitenderweise für
ihr eigenes Leben zu sorgen und ein Maximum an zusätzlicher (Aus-)Bildung
sich zu erarbeiten, um unabhängiger von der sehr patriarchisch
geordneten Zulu-Tradition zu leben. Das Essen haben die Angestellten
der Lodge in Zulu-Tradition auf offenem Feuer in gusseisernen Potjes
(Töpfen) gekocht. War ausgesprochen lecker
und das Essen unter freiem Himmel am Lagerfeuer war
stilvoll und geheimnisvoll zugleich. Um uns rum die Geräusche des
afrikanischen Busches, die Sicht begrenzt bis zum Lagerfeuer und darüber
hinaus einfach das Dunkel der Nacht, das an diesem Abend aber immer wieder
und auch in immer kürzeren Abständen von heftigen und schnell näher
kommenden Blitzen erleuchtet wurde. Bis uns schließlich das unweigerlich
folgende, starke Gewitter zurück in die Lodge trieb. Auch wieder ein sehr
prall gefüllter Abend, der uns dank der offenen Erzählungen von Cynthia
einiges an Denkarbeit mit auf den Weg gegeben hat.
Die „eigentlichen touristischen Sehenswürdigkeiten“ in der Nähe der Lodge sind die Battlefields, die einerseits der Schauplatz der Kriege zwischen Buren und Engländern, aber auch der einheimischen Zulus gegen die europäischen Eroberer waren. Eigentlich wollten wir das auf der Weiterreise am nächsten Morgen anschauen, aber der Versuch, in der Lodge den nächsten Teil von Ulis Internet-Tagebuch über den Arbeits-PC irgendwie zu Mathias nach Deutschland zu bringen, endete in einem knapp halbtägigen Computer-Desaster zwischen langsamer 56k-Verbindung, Verbindungsabbrüchen, Browserversagen usw. Als wir dann endlich am frühen Nachmittag frustriert und erfolglos aufgebrochen sind, mussten wir den Besuch der Battlefields auf ein nächstes Mal verschieben. Nicht aus Geschichts-Desinteresse, obwohl wir in dem Fall vielleicht ein klitzekleines bisschen zugeben müssen, dass uns zumeist andere Geschichte als Schlachtenschauplätze eher interessiert. Dennoch wollen wir uns auch solcher Geschichte nicht entziehen, denn immer gehört alles zusammen, um sich ein Bild von dem Land zu machen, in dem man sich gerade aufhält. Wir haben unsere Fahrt also fortgesetzt in eines der schönsten Naturschutzgebiete Südafrikas, dem Ithala Game Reserve (auch hier steht „game“ wieder für „Wild“). Unterwegs suchten wir die kleinen Städte, die wir passierten, nach Internet-Cafés oder ähnlichem ab, aber entweder gab es keine und wenn wir dann kleine Buden fanden, die sich so nennen, waren diese am Samstagnachmittag um 16 Uhr schon lange geschlossen. Nichts ist in Südafrika so „deutsch“ wie bei uns in Deutschland vor 20 Jahren noch die Öffnungszeiten. An normalen Tagen schließen alle Geschäfte außer Lebensmittelgeschäften schon um 17 Uhr, die Supermärkte haben meistens etwas länger bis 19 oder 20 Uhr geöffnet, aber auch nicht immer. An diesem Samstag, dem 2. Januar, hatten viele Geschäfte schon gar nicht aufgemacht. Als Christina in einem Geschäft, in dem sie Erkundigungen einzog, nach dem Grund hierfür fragte, hieß es, die Leute hätten zu Jahresanfang ohnehin kein Geld und deshalb würde es sich nicht lohnen zu öffnen. Tja, auch das ist in Afrika anders: Konjunktur wird eben so genommen, wie sie möglich ist, externe Ankurbelung Fehlanzeige. Nachdem wir unsere Suche nach Internet-Möglichkeiten aufgegeben hatten, trafen wir am späten Nachmittag also am Ithala Game Reserve ein. Das liegt ganz im Osten Kwazulu-Natals, an der Grenze zu Swaziland. Es ist ein sehr großes Gebiet, rund 30.000 ha, das im Großen und Ganzen aus ziemlich bergigem bzw. hügeligem Gelände besteht. Es ist wirklich eine ausgesprochen photogene Landschaft. Die Kuppen der Erhebungen sind meist ohne Busch- oder Bauwerk, also Grassavanne, die Täler dagegen sind dicht mit Buschwerk bewachsen. Der Park ist zum Selbstfahren ausgelegt und das geht perfekt. Meist sind es Schotterwege, aber er gibt auch ein paar spezielle 4x4-Routen, die wir natürlich alle abgefahren sind. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Einmal die tolle Landschaft und dann die wilden Tiere. Das kann man sich gar nicht so richtig vorstellen, wenn man noch nicht selbst in Afrika war. In den Schutzgebieten leben die Tiere absolut wild, haben aber nicht so sehr Scheu vor den Besuchern, denn sie wachsen mit den Autos der Parkbesucher auf und wahrscheinlich betrachten sie diese als Tiere, die ihnen nie zu nahe kommen und immer im respektvollen Abstand stehen bleiben. Dann schauen aus diesen „motorgetriebenen Tieren auf 4 Rädern“ immer ein paar kuriose neugierige Gestalten mit 2 Augen raus, fahren dann aber weiter. So fährt man also durch das riesige Gelände und hält Ausschau nach den Tieren. Wenn man Glück hat, so wie wir in den zwei Tagen, dann bekommt man die meisten der hier lebenden Tiere mal zu Gesicht. Um Euch Leser ein wenig neidisch zu machen, möchten wir hier unser Sightings (Sichtungen) mal aufzählen: 11 Nashörner, ca. 20 Giraffen, 1 Leopard !!!! - sehr selten -, unzählige Zebras, Gnus, Impalas, Eland-Antilopen, Paviane, Tsessebe-Antilopen (gehören zu den weltweit vom Aussterben bedrohten Tierarten) usw. Für Tierliebhaber ist so ein Nationalpark echt das Paradies. Es macht im wahrsten Sinne des Wortes tierisch Spaß, so auf Fotopirsch zu gehen. Aber nach 2 Tagen, an denen wir bestimmt zusammen ca. 14 h rumgefahren sind, ist dann irgendwann gut. Dann sind die Augen müde, immer das Buschdickicht nach Getier zu durchleuchten. Aber am Ende eines Aufenthaltes in einem Schutzgebiet sind wir immer ganz beseelt von der Schönheit der Natur und der Leidenschaft, mit der diese in diesen Gebieten von den Verantwortlichen geschützt und verteidigt wird. Was wäre, wenn der Schutzgedanke zu spät aufgekommen wäre. In der Zwischenzeit ist es so, dass immer mehr Regierungen, vor allem auch hier in Afrika, das Potential eines Schutzgebietes für ihre Länder erkennen. Immer mehr Gebiete werden unter Schutz gestellt. Denn mit den geschützten Tieren und der Natur kommen die Touristen und die sind in weiten Teilen Afrikas die Wirtschaftskraft Nummer 1 oder werden es in Zukunft werden. Bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung im beiderseitigen Nutzen endet. Dem der Natur und dem der einheimischen Bevölkerung, die am Tourismus verdient und ihren Lebensunterhalt damit bestreiten kann.
Eine wieder erlebnisreiche Woche in einem der vielleicht
abwechslungsreichsten Teile Südafrikas, geht mit der langen Fahrt nach
Johannesburg zum Flughafen für den Weiterflug nach Kapstadt zu Ende.
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Samstag, 16.01.2010 Exploding Cape of Good Hope Emotions – Cape Town vibrating by share for life Explodierende Gefühle am Kap der Guten Hoffnung – share for life mischt Kapstadt auf Unser letzter Reiseabschnitt führte uns nach Cape Town, der pulsierenden südlichsten Weltstadt am Kap der Guten Hoffnung. Für die erste Woche hatten wir uns im Rahmen unseres Vereins ‚share for life‘ das erste größere, ganz eigenständige Projekt in Afrika vorgenommen. Ein Workshop für Kinder im Township Langa, dem ältesten Township von Kapstadt. Einen eintägigen Workshop hatten wir ja bereits im Sprinkle-Waisenhaus in Kwazulu-Natal abgehalten, dessen Bau wir ja seit ca. 3 Jahren unterstützen. Seit Februar 2009 ist das Waisenhaus in Betrieb (wir berichteten schon darüber) und liegt uns auch jetzt, da es die Heimat von 24 Waisenkindern ist, sehr am Herzen. Der Workshop dort hat für viel Freude bei den Kindern und auch bei uns gesorgt, so dass unsere Vorfreude auf die 3 Kreativ-Tage mit den Kindern in Langa immer größer wurde. Der erste Tag der für uns insgesamt 4 Tage, die wir für den Workshop geplant hatten, war den Vorbereitungen gewidmet. Unsere Freundin und Partnerin Neo vor Ort in Langa hatte schon glänzend vorgesorgt und so brauchten wir uns um einen Arbeitsraum und die Auswahl der Kinder keine Gedanken zu machen, das war bereits ihrerseits erledigt. Sie hatte die Räume einer Child Creche, - einer Kindertagesstätte für Kinder im Vorschulalter -, zugesagt bekommen und diese Räumlichkeiten waren geradezu ideal für unser Vorhaben. Nicht nur, dass diese Creche überdurchschnittlich ausgestattet war: Z.B. hatten wir ca. 19 kleine „Schulbänke“ mit Kinderstühlen dazu zur Verfügung. Alle Räume hatten eine vorgelagerte überdachte Patio von ca. 3 m Breite, so dass wir kurzerhand unseren „Arbeitsraum“ nach draußen in die beschattete Patiofläche verlegt haben. Eine Küche war ebenfalls vorhanden, die wir zum Versorgen der Kids mit Essen und Trinken benutzt haben. Christina hat den großen Tisch in der Küche gleich als ihren Vorführbereich eingenommen. Alles war wie für unsere Arbeit gemacht. Wie schon erwähnt, hatte Neo die Kinder ausgesucht. Neo ist die gute Fee der Township-Community und zwar nach sozialen Gesichtspunkten. Sie hat Kinder eingeladen, von denen sie wusste, dass solch ein Workshop etwas Licht in ihren sonst trüben Alltag bringen könnte, also vorwiegend Kinder aus schwierigen Verhältnissen, mal ganz vorsichtig ausgedrückt.
Der Nachmittag des ersten Tages war dann den erforderlichen
Material- und Nahrungsmitteleinkäufen gewidmet. Zum Glück kennen wir uns
nun in Südafrika und Kapstadt schon ein wenig aus und so konnten wir ganz
gezielt die nötigen Läden ansteuern. Und pünktlich zum Verkaufsschluss um
19 Uhr hatten wir alles beisammen. Neo hatte am Nachmittag kurz erwähnt,
dass sie gerne mit uns am Abend an der Waterfront zu einem Konzert gehen
würde. Es stellte sich heraus, dass es eine von Ulis südafrikanischen
Lieblings-Bands ist, die da spielen sollte, nämlich die Ladysmith Black
Mambazo Band. Und Neo konnte dann sogar noch ganz afrikanisch Karten dafür
besorgen. Sie telefonierte ein wenig herum und dann war alles geritzt und
es waren sogar Freikarten. Das Konzert war wirklich spitze und fand vor
unglaublicher Kulisse statt. Die Bühne war im Hafenwasser der Waterfront
aufgebaut mit dem Tafelberg im Hintergrund. Die Zuschauer saßen auf einer
Tribüne auf der Hafenmole. Ein wenig wie bei den Bregenzer Festspielen. Es
war ein tolles Erlebnis für unseren ersten richtigen Abend in Cape Town.
Am Abend zuvor waren wir ja aus Johannesburg mit dem Flieger angekommen
und da hatten wir nur noch Zeit für eine Fahrt entlang dem weltbekannten
Chapman’s Peak-Drive und zu einem Abendessen in Noordhoek, wo wir eine
super Bleibe in Strandnähe für die Zeit in Kapstadt gefunden haben. Bzw.
die Tage mit den Kinder-Workshops haben wir in Ma Neo‘s Bed & Breakfest
direkt im Township Langa gewohnt. By the way: Können wir jedem
Kapstadt-Reisenden nur empfehlen, der mal ein wenig mehr von der
Lebensweise der schwarzen Südafrikaner mitbekommen möchte. Da taucht man
schon ganz schön weit ein in das „normale“ Südafrika und das auf absolut
sichere Weise. Neo‘s Place ist sehr sicher und sie führt die Besucher
meist selbst durchs Township, wenn man sich das mal aus der Nähe anschauen
möchte. Die Zimmer und der Service bei ihr sind perfekt und dazu ist die
Unterkunft auch noch günstig. Familienanschluss inklusive, wenn man das
möchte.
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